headerimg
#1

Die Zeitmaschine, Rohfassung

in Philosophisches 20.02.2013 23:57
von Lizzy • 5 Beiträge

Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich sie benutzen, um in angst-und sorglose Tage zurückzureisen.
Ins gestern.
In die Vergangenheit.
Nicht im Heute bleiben.
Und schon gar nicht in die Zukunft gehen.
In der Zukunft verliere ich Menschen, die ich liebe. Davor habe ich so viel Angst, wie vor nichts anderem auf der Welt.
Ich würde mir nur sonnige Tage aussuchen, zu denen ich zurückreise. In meinen ersten Sommer. Du weißt, wieso… Ich würde mit dir reden, auf meine Weise. Du würdest mich verstehen.
Ich würde dort hinreisen und nie wieder zurückkommen. Wir würden leben bis 2013, und dann wieder in die Zeitmaschine einsteigen. Du würdest nicht älter werden, und ich auch nicht. Ich würde immer wissen, dass du da bist. Ich müsste dich nie loslassen.
Wenn ich noch nie einen Gedanken daran verschwendet habe, wird mir jetzt bewusst, wie dringend ich eine Zeitmaschine brauche.
Wie sehr ich eine will!
So sehr, wie noch nie zuvor.

nach oben springen

#2

RE: Die Zeitmaschine, Rohfassung

in Philosophisches 21.02.2013 09:37
von CaroSusi • 79 Beiträge

Und da ist sie, die Lisa, die mit ihren Texten Gänsehaut verursacht. Schön und traurig... Sehr gut!

Caro

nach oben springen

#3

RE: Die Zeitmaschine, Rohfassung

in Philosophisches 21.02.2013 11:31
von DieNina • 19 Beiträge

Hei Lisa,

das ist ein toller Prolog für einen seitendicken Roman, den ich gerne lesen würde! Er macht so neugierig, da stecken so viele Andeutungen - wer ist der Adressat? Was passiert 2013? Was machte den Sommer unvergesslich? Wieso verliert die Figur alle Menschen in der Zukunft? Was ist passiert, dass die Figur solch ein Verlangen nach bestehenden Verhältnissen hat?

Gefällt mir sehr gut! Gibt es noch eine aufklärende Geschichte dazu?

nach oben springen

#4

RE: Die Zeitmaschine, Rohfassung

in Philosophisches 21.02.2013 14:07
von Lizzy • 5 Beiträge

Hi Caro!
Hi Nina!

Danke für eure Worte! Ich klär' das gerne auf, Nina.

Caro kennt den Text schon. Er stammt aus einer ihrer Schreibaufgaben aus ihrem Blog; "Die Zeitmaschine" - schreibe in 150 Worten wohin du reisen würdest, wenn du könntest. In die Zukunft? Vergangenheit? Mit wem würdest du reden? Würdest du etwas ändern?

Ich habe diese Schreibaufgabe gelesen, als ich auf der (alten) Arbeit meine Zeit totgeschlagen habe und mein Hirn fing sofort an zu rattern. Ich hatte noch kein Wort geschrieben, kein einziges, und habe schon geweint wie ein Schlosshund. Das ist das, was Caro meinte: typisch Lisa. Da ist meine persönliche Note drin. Mein Leben.
Dieser kleine, 150 Worte langer Text, könnte der Anfang einer Geschichte sein, die ich noch nicht schreiben kann. Jeder hat einen Menschen im Leben, der ihm so wichtig ist, den er so liebt, dass ihm allein beim fürchterlichen Gedanken, ihn zu verlieren, alle Dämme brechen.

Die Figur bin ich. Der Adressat ist mein Opa. Mein Opa ist mein Leben, mein Papaersatz, meine Seele, my Place to go to. Der liebe Gott hat es leider so gehalten, dass es zum Leben dazugehört, dass wir alle einmal gehen müssen. Davor habe ich so viel Angst, dass es mich krank macht. Die unabwendbare Tatsache, dass ich irgendwann ohne ihn...
Bis jetzt ist 2013 ein Jahr, eine Zeit, in der es ihm gut geht. Er ist nicht der gesündeste Mensch der Welt, aber bei weitem nicht auf Messers Schneide. Wenn ich könnte würde ich die Zeit anhalten und damit verhindern, dass es ihm irgendwann nicht mehr gut geht. Caro versucht mich oft zu beruhigen und aufzubauen; die innere Angst, irgendwann ohne ihn (im April wird er 78, by the way) zu sein aber lähmt mich von innen nach außen.
Ich würde deshalb gerne in "meinen ersten Sommer" zurückreisen. Sommer 1990. Das war wirklich mein erster Sommer. Ich wurde jeden Tag stundenlang von ihm im Kinderwagen durch die Sonne geschoben. Ich redete mit ihm, mit meinem Gebrabbel, und er verstand mich. So wie er mich heute noch versteht.
Wir würden leben bis ins "Heute" und dann wieder einsteigen, um von vorne anzufangen. So könnte ich sichergehen, ihn nie zu verlieren. Er würde nicht altern, nicht gebrechlich werden, nicht noch mehr Medikamente für's Herz nehmen müssen. Ich könnte ihn einfach für immer bei mir haben. Genauso wie alle anderen Menschen, die ich von Herzen liebe.

*schnüff*
Sorry für soviel Herzschmerz, ihr müsst euch das schon viel zu oft anhören...


Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen. - Johann Wolfgang von Goethe

Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. - Astrid Lindgren

Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. - Mark Twain

Die größte Intimität, die zwei Menschen miteinander teilen können, ist der Schmerz. - unbekannt
nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 1 Gast sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Hedda Schleicher
Forum Statistiken
Das Forum hat 84 Themen und 134 Beiträge.



Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen