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Gedanken in Gelb

in Dies und Das 17.03.2013 19:33
von Hedda • 10 Beiträge

Es ist ein wunderschöner Tag. Nach dem sanften Regen gestern erstrahlt die Welt in frischen Farben.
Ich schlendere durch Feld und Flur, die Sonne lacht mir zu, hoch droben am blitzeblauen Himmel. Wenige weiße Wölkchen - durftig wie Watteflöckchen - schmücken das blaue Zelt über mir. Der Rock meines Kleides schwingt leicht im Sommerwind. Es ist in zartem Gelb gehalten und lässt meine Gedanken zu dieser auffällig leuchtenden Farbe schweifen.
Wie war das doch - was sagte meine Großmutter über die Versinnbildlichung von Rot, Blau, Grün und Gelb? Letztere sei die Farbe des Neides!
Wie kann das sein! Ich schaue mich um, und mir scheint, dass diese Farbe die Landschaft erglänzen lässt neben all der bunten Pracht der Sommerblumen! Leuchtet die Sonne nicht auch mit hellgelbem Licht herab auf Raps- und Sonnenblumenfelder, Löwenzahn und Butterblumen und vieles mehr in dieser strahlenden Farbe?
Dicht vor meinen Füßen huscht ein seltener Feuersalamander über den Weg, und schwupp-di-wupp verschwindet er im hohen Gras, schlängelt sich durch die grünen Halme und ein Fleckchen Blumen, die aussehen wie gelbe Sterne. Ich kann den kleinen Kerl nur noch erkennen, weil die orange-gelben Flecken auf seinem tiefschwarzen Körperchen leuchten wie Feuerfunken. Aber etwas später sehe ich ihn wieder. Er ist bei dem Kürbisfeld angelangt, das ich schon lange im Blickfeld hatte. Ein runder gelber Berg versperrt dem Kleinen den Weg. Neugierig möchte er den Hügel erklimmen, aber das ist ja so mühsam - immer wieder rutscht er runter von der glatten Oberfläche. Nein, das muss man sich nicht antun - hurtig läuft er drum herum, und schon wieder erlebt er eine Überraschung: Ein großes Huhn starrt ihn an mit braungelbem Blick, der dem Winzling vorkommen muss wie das Blitzen von Tigeraugen. Aber auch der Henne ist der unbekannte drachenähnliche kleine Wicht nicht ganz geheuer; vor Schreck purzelt ein Ei aus ihrem buschigen Hinterteil, früher als ursprünglich vorgesehen und somit am falschen Ort - es platscht auf einen Stein! Aber für das Echsen-männchen geschieht's zur rechten Zeit und am rechten Platz: Sieht appetitlich aus, das leuchtend gelbe Eidotter, das ihm da so frisch serviert wird. Na, dann probieren wir mal die überraschende Zwischenmahlzeit! Schmeckt lecker, das Züngelchen fährt immer wieder in die gelbe Köstlichkeit, bis nur noch ein kläglicher Rest auf der Fläche glänzt. Nun verlässt mich das possierliche Tierchen, nicht wissend, welchen Spaß mir das kleine Intermezzo gebracht hat. Ich mache mich auf den Heimweg, und meine Sinne kehren zurück zu den Gedanken über die Farbe, die mir mein schönes Sommerkleid vorhin angetragen hatte: Welch eine schöne Farbe, die mir heute so oft begegnet ist.


zuletzt bearbeitet 18.03.2013 14:28 | nach oben springen

#2

RE: Gedanken in Gelb

in Dies und Das 18.03.2013 14:29
von CaroSusi • 79 Beiträge

Ein wunderschöner Frühlingstext in Gelb :-) hat mir sehr gefallen.

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