headerimg
#1

10 Minuten-Texte

in Ministorys/Fingerübungen 05.07.2013 12:21
von CaroSusi • 79 Beiträge

1. Schwäche

Ich stehe vor dem Schaufenster und starre in den Juwelierladen. Jemand der mich sieht, könnte vermuten ich würde die Auslagen betrachten, aber dem ist nicht so. Meine gesammelte Aufmerksamkeit gilt nicht dem Schmuck, sondern dem Mann, der den Schmuck verkauft. Ich weiß, dass er nicht nur verkauft sondern den Schmuck entwirft.
Am Anfang waren es das Geschmeide und die Juwelen, die ich bewunderte, aber dann kam der Tag, an dem ich ihn sah. Im Schaufenster lag ein besonderer Ring. Schlicht und doch hatte er durch die Maserung des Metalls etwas Außergewöhnliches. Also ging ich in den Laden. Eine kleine Glocke gab ein liebliches Klingen von sich. Er erschien, kam auf mich zu und lächelte. Fragte mich mit samtiger Stimme, was er für mich tun könne und ich? Ich war sprachlos. Geblendet. Noch nie hatte ich jemand so Schönes gesehen. Ich erinnerte mich nicht, weswegen ich gekommen war. Erinnerte mich nicht an den begehrten Ring, stand nur da uns sah ihn an. Noch einmal fragte er mich, was er für mich tun könnte. Hilflos zuckte ich mit den Schultern und verließ den Laden. Seitdem stehe ich jeden Tag vor dem Schaufenster und sehe hinein, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Ich nehme mir immer wieder vor, es nicht zu tun, aber ich komme nicht von ihm los.

2. Licht

Die Dunkelheit war so dicht, das ich sie greifen
konnte. Wachsam tastete ich mich an der rauen Wand entlang. Wie konnte ich nur so dumm sein zu glauben, dass er es ehrlich gemeint hatte. In eine Falle gelockt hatte er mich. Verzaubert mit seinen glänzend blauen Augen und ich dumme Gans war darauf herein gefallen. Zu meiner Verteidigung konnte ich sagen, dass ich schon länger Single war. Trotzdem kein Grund sich reinlegen zu lassen.
Ich stolperte. Konnte mich gerade noch mit den Händen abfangen. Der Staub von Jahrtausenden stob um mich herum empor. Verdammt! Diese verwünschten Pharaonengräber! Tausend Gänge und nur ein Ausgang. Ich taste mich weiter. Erst bergan, dann bergab. Plötzlich sah ich einen winzigen Lichtpunkt, hielt es für eine Sinnestäuschung, aber je weiter ich ging, umso größer wurde er. Endlich! Ich hatte den Ausgang erreicht, dachte ich erleichtert. Dann sah ich, wohin ich wirklich gelangt war. In eine gigantische Halle, in dessen Mitte ein Feuer von ungeheuren Ausmaßen brannte. So musste der Vorhof zur Hölle aussehen, schoss es mir durch den Kopf. Mir war klar, dass dies kein guter Zufall war!

3. Bahnhof

Das Gedränge auf dem Bahnhof der Wächter war kolossal.
Ich irrte durch die Menge zu dem angegebenen Treffpunkt.
Es war das erste Mal, dass ich zu einer Zeitreise eingeladen wurde und war dementsprechend aufgeregt. Ich durfte nur wenige Dinge mitnehmen, nicht mehr als eine kleine Tasche. Außerdem musste ich entsprechend der Zeit, in die ich reiste, gekleidet sein. Soweit so gut. Das einzige, das noch fehlte, war mein Begleiter. Jeder Neuling wurde einem Betreuer zugeteilt, der ihn auf der ersten Reise begleitete und in die Besonderheiten einführte. Für die Neuen gab es auf dem Bahnsteig 1 ein Wärterhäuschen, an dem die Reiseleiter zugeteilt wurden. Ich kämpfte mich bis zu dem Häuschen vor. Enttäuscht sah ich die Warteschlange. Ich träumte seit Tagen von dieser Reise. Die letzte Nacht schlief ich kaum und jetzt musste ich mich anstellen. Was blieb mir übrig. Sobald ich allein reisen durfte, konnte ich dieses Prozedere überspringen. Dann brauchte ich nur ein Ticket zu lösen und konnte meine Zeitreise ohne Verzögerung antreten. Nervös ließ ich meinen Blick über die Umstehenden gleiten. Ich fragte mich, wer mein Führer werden sollte.

Die Schreibaufgabe dazu findet ihr in Schreiberlebentipps. Es hat sehr viel Spaß gemacht und war sehr produktiv!

nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 1 Gast sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Hedda Schleicher
Forum Statistiken
Das Forum hat 84 Themen und 134 Beiträge.



Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen