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aus"Coberia - das Land der verlorenen Rose" erstes Buch

in Märchen, Sagen, Fabeln 14.02.2013 20:17
von tomboth
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Fremde


Südfrankreich 1940.
Der warme Wind, der über das weite Land streifte, wirbelte
den Staub, der sich durch die Felder windenden Landstraße auf. Die Mittagssonne schickte ihre heißen Strahlen auf das Land. Die Hitze flirrte über den Wegen und Wiesen. Kaum ein Tier war zu sehen und auch die Vögel, so schien es, leg-te durch diese Wärme eine Pause ein. Kaum ein Mensch war zu dieser Stunde zu erblicken. Mühsam und schweren Schrittes, kamen zwei Männer die staubige Straße entlang. Auf ihren vorherigen Reisen waren sie schon oft auf solchen Straßen gelaufen, aber diesmal schien es ihnen, dass der Weg noch beschwerlicher war als die Vorhergegangenen. Sie hatte zwar kaum Gepäck, nur jeder ein kleines Bündel, aber es konnte scheinen, dass dieses ihnen wie eine schwere Last vorkam. Nach kurzen Wegstücken setzten sie ihre Sachen ab und mussten sich von dem letzten Stück ihres Weges erholen. Einer von ihnen sah sich ständig um und hielt Ausschau, während sich der andere an den Wegrand setzte und um sich auszuruhen. Wie oft waren sie schon in den letzten Jahrzehnten auf ihrer Suche durch die Welt gewandert und immer wieder mussten sie von Neuen anfangen. Sollte denn ihre Suche wirklich keinen Erfolg mehr haben.
„Wie geht es dir Wendares?“ Die Frage klang besorgter als sonst. „Bruder, es wird schon gehen, aber wir müssen wei-ter. … Nur noch einen kleinen Moment, dann kann ich wie-der.“ Sein Begleiter sah besorgter als sonst zu seinem Bru-der. „Ich glaube dahinten ist ein kleines Dorf. Soll ich Hilfe holen? … Du wartest, vielleicht finde ich jemanden, der…“
„Schon gut Wenderes. Du hast dich um deinen älteren Bru-der schon immer Sorgen gemacht, dabei bist du man gerade nur ein paar Jahre jünger als ich.“ Beide sahen sich an und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Mühsam stand der ältere Bruder auf. Sein Bündel nahm sein Bruder mit zu seinem und half ihm weiter, den Weg zu gehen. Durch die flirrende Luft schien das Dorf so nahe zu sein, aber ihr Weg, führte weiter über diese staubige Landstraße. Erst leise und dann immer lauter konnten sie das Gebrüll des Viehs hören und Menschenstimmen. Endlich ein Ort, um sich ausruhen zu können. Das Dorf war dennoch nicht sehr groß, wie es aus der Ferne schien. Die staubige Landstraße endete und eine grob gepflasterte Straße führte zu dem Dorf. Sie kamen an einem verfallenen Hof vorbei, den wohl keiner wieder aufbauen wollte und so ließ man der Natur einfach seinen Lauf und ließ es verfallen. „Wer seid ihr denn?“ Erschrocken sahen sich die beiden Brüder um. Der Stimme nach konnte das nur ein Mädchen sein. Aber wo war sie? „Wir sind Reisende!“ Antwortet Wederes und sah sich dabei um, um das Mädchen zu finden. “Ich bin hier!“ Wenders sah sich schnell um. Hinter einer verfallenen Mauer schaute ein kleines, blondes Mädchen hervor und sah ihn lächelnd an. „Habe ich euch erschreckt?“ „Nein hast du nicht.“ Wenderes lächelte ebenfalls. „Hast du Angst vor uns? Brauchst du aber nicht. Komm ruhig aus deinem Versteck.“ Etwas verschüchtert kam das kleine Mädchen hinter der alten Mauer hervor. „Ich soll keine fremden Leute einfach ansprechen, hat mir meine Mutter gesagt, aber… .“Ein verschmitztes Lächeln zeigte den Brüdern, dass sie keine mehr Angst hatte. „Weißt du, wo man …“ „Ihr wollt, bestimmt zu den anderen Mönchen. Ich kann euch zeigen wo das ist. Wenn ihr wollt?“ Wenderes sah sie fragend an. „Andere Mönche? ... Ach so, ja. Aber wir haben hier kein Kloster gesehen.“ „Das kann man auch nicht. Das ist so ein ganz alter Bauernhof mit einer Mauer drum herum. Kommt.“ Ohne weiter abzuwarten, ging das Mädchen vor den Brüdern auf der Straße voran. „Wie heißt du denn?“ „Ich bin Madeleine. Und du?“ „Ich heiße Wederes und das ist mein älterer Bruder Wendares.“ „Wen… Was? Komische Namen habt ihr. Kann dein Bruder nicht reden? Der ist die ganze Zeit so still.“ „Kleine Madeleine, er ist sehr müde und es geht ihm nicht so gut. Sei ihm deswegen nicht böse.“ „Bin ich nicht. Wirklich. Wir kommen bei unserem Hof vorbei, da kann ich meine Mutter fragen, ob ich euch zum Kloster bringen darf und dein Bruder kann sich etwas ausruhen, denn der Weg ist noch ganz schön lang.“ „Das wäre sehr schön.“ Wendares sah seinen Bruder zustimmend an. Auch er hätte sich gern an dem Gespräch beteiligt, nur gab es für ihn ein Problem, er konnte die Sprache nicht. Immer hatte sich sein Bruder mit all denen, die ihnen begegnet waren unterhalten und ihm alles Wichtige übersetzt, denn für ihn waren alle diese Sprachen, fremde Sprachen, die in ihrer Heimat nicht gesprochen wurden, nur von wenigen. Madeleines Mutter war eine sehr freundliche Frau. Als ihre Tochter laut rufend vor ihrem Besuch herlief, stellte sie etwas zu Trinken und Essen bereit. Die beiden Brüder setzten sich mit an den Tisch und konnten sich nach dem beschwerlichen Weg endlich etwas stärken. „Bevor sie meine Tochter zu den Mönchen bringt, kann sich doch ihr Bruder etwas hinlegen und ausruhen.“ Madeleines Mutter war die Erschöpftheit von Wendares nicht entgangen. Gern legte er sich etwas in dem kühlen Nebenzimmer zur Ruhe nieder. Wenderes schloß leise die Tür und ging wieder zum Tisch, wo Madeleine und ihre Mutter auf ihn warteten. „Ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin Wenderes und mein Bruder heißt Wendares. Er ist der ältere von uns.“ „Siehste Mutti, ich habe dir doch gesagt, dass sie komische Namen haben.“ Flüsterte Madeleine ihrer Mutter zu. „Sie müssen entschuldigen, aber die Kleine ist immer etwas vorlaut und neugierig. Ich bin Sophie.“ Sie reichte ihm die Hand und setzte sich wieder zu ihrer Tochter auf die Bank. „Mein Mann Gaston ist zurzeit nicht hier, sonst könnte er sie mit dem Fuhrwerk fahren. Wenn ihr Bruder sich wieder erholt hat und ihm der Weg nicht zu schwer fällt, kann sie ja meine Kleine hinbringen.“ „Das ist sehr nett von ihnen und ihrer Tochter.“ „Es wundert mich aber, dass sie von der Seite ins Dorf kommen. Die anderen Mönche kommen von der Stadt her und sind dann auch gleich beim Hof. Sind ihnen keine Soldaten über den Weg gelaufen? Ist schon eine schwere Zeit geworden.“ Wenderes sah sie erstaunt an. Was sollte er ihr jetzt sagen? Woher sie wirklich kamen, konnte er nicht erzählen. „Ir-gendwie haben wir uns in der Nacht verlaufen, anders kann ich mir das gar nicht vorstellen. So wird es wohl gewesen sein. Aber was für Soldaten meinen sie?“ Sophie sah ihn fragend an und wunderte sich über seine Frage. „Wissen sie nichts, von dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich?“ „Sie müssen entschuldigen, wir waren viel unterwegs und sind sehr weit gereist, deswegen …“ „dann wissen sie gar nicht, was los ist, seit dem dieser Hitler an der Macht ist. Es werden Menschen verfolgt und verschleppt, es ist schrecklich, was man so hört, was in Deutschland geschehen ist. Ich will nur hoffen, dass man uns hier einfach zufriedenlässt.
In der letzten Zeit sind hier oft Fahrzeugkolonnen durchge-kommen. Im nächsten Dorf habe sie sich schon einquar-tiert.“ Was sollte er sagen, woher sie kamen, wusste man nichts von dem, was gerade hier geschehen war. Sophie räumte das Geschirr vom Tisch und sah zu ihrem Gast, der, ihr nun schon doch etwas merkwürdig vorkam, dass er von dem Ganzen noch nichts gehört und gesehen hatte. Wenderes sah sich im Zimmer etwas um und sah auf einem kleinen Bord etwas stehen, was ihm sagte, dass sie hier richtig waren. Sophie fiel auf, worauf Wenderes sah. „Das ist von den Mönchen. Das hat mal meine Mutter von ihnen bekommen, da war sie auch so alt wie meine Kleine jetzt.“ „Wie heißt das Kloster?“ „La Rose“ Wenderes sah sie er-staunt an. „Sind sie sich sicher?“ „Wenderes, wenn ich sie so nennen darf, ich bin hier aufgewachsen. Sie können mir schon glauben.“ „Ich will nicht unhöflich sein. Was wissen sie über dieses Kloster?“ „Eigentlich sehr wenig. Solange ich denken kann, war es hier. Seit wann es das Kloster gibt, kann ihnen hier keiner sagen. Es war schon vor dem Dorf hier. Alles dreht sich da um die Rose. Aber fragen sie mich nicht warum, ich kann es ihnen nicht sagen und auch die anderen hier im Dorf nicht. Aber es sind sehr nette Leute.“ Am liebsten wäre Wenderes aufgestanden und losgegan-gen, aber er musste auf Wendares warten und er durfte nicht übereilen. Schon vorher dachten sie, sie hätten eine Spur gefunden, dann verlief aber alles im Sand und sie mussten wieder von vorn mit ihrer Suche anfangen. Jetzt spürte aber auch Wenderes, trotz seiner Aufregung, wie erschöpft er war. Sophie war dies auch nicht entgangen und bot ihm auch an, sich etwas hinzulegen.



Wenderes wurde durch ein leichtes Rütteln wach. Neben ihm stand Madeleine. „Mutti hat was zum Essen fertig. Kommst du und holst deinen Bruder, den traue ich mich nicht zu wecken.“ „Aber sicher kleine Madeleine komme ich und wecke meinen Bruder.“ Madeleine nahm ihn an seine Hand und half ihm aufzustehen. Sophie hatte den Tisch gedeckt und wartete auf ihre Gäste. Wendares und Wenderes setzten sich zu ihnen. Der späte Nachmittag war kühler und für ihren weiteren Weg angenehmer. Durch Fahrzeuglärm wurden sie bei ihrer Mahlzeit unterbrochen. Sophie sah aus dem Fenster. „Sehen sie, da fahren sie wie-der. Verstehen sie nun, was ich meine?“ Wenderes und sein Bruder sahen aus dem Fenster. Eine Lastwagen Kolonne fuhr donnernd über die Dorfstraße. An einigen Fahrzeugen hingen statt Anhänger Artillerie-Kanonen. „Verstehen sie nun, was ich meine?“ Wendares sah seinen Bruder fragend an. „Ich kann sie schon verstehen, aber ….“„Die Alten sa-gen, dass der Krieg auch zu uns kommt. Davor habe ich Angst.“ Wenderes wußte nicht, was er sagen sollte, so et-was kannte er nicht. Er nahm Sophie in seine Arme und versucht sie zu beruhigen. Die beiden Brüder bedankten sich für die Gastlichkeit und gingen mit Madeleine los. „Kommen sie ruhig wieder mal vorbei.“ Rief ihnen Sophie nach. Madeleine hüpfte neben Wenderes und sang vor sich hin, eine Melodie die Wenderes nicht unbekannt war. Er wurde sich immer sicherer, dass sie ihrem Ziel nahe waren.
Madeleine nahm einfach Wenderes an die Hand und ging mit ihm so den Rest des Weges. „Wir sind gleich da. … Da vorn ist schon das Tor.“ Madeleine blieb stehen und zeigte mit ihren kleinen Fingern in die Richtung. Schon aus dieser Entfernung war die alte Mauer, die das Kloster umgab zu erkennen. „Schade, jetzt sind wir gleich da.“ „Wieso scha-de?“ „Na ja, wenn du dann hier bist, sehe ich dich ja nicht wieder.“ Wenderes hockte sich vor Madeleine und sah in das betrübte Gesicht. „Warum soll ich dich nicht wieder sehen. Ich komme dich bestimmt bald wieder besuchen. Wirklich.“ Madeleines Augen begannen wieder zu leuch-ten. „So, nun muss ich wieder zurück, ehe es dunkel wird. Das kurze Stück schafft ihr auch alleine. Aber denke daran, du hast es versprochen.“ Noch ehe Wenderes etwas sagen konnte, lief Madeleine auf der Straße wieder nach Hause zurück. Das Tor, vor dem sie jetzt standen, war von zwei großen Pfeilern und Bogen eingerahmt. Über den Torbogen konnte beide das Symbol einer Rose erkennen. Unter der Rose stand im Stein nur noch schwach zu lesen „La Rose“.
Wenderes läutete. Nach einem kurzen Moment wurde eine Klappe im Tor geöffnet. „Wer bittet um Einlass?“ „Zwei Brüder auf der Suche nach dem Heil der Rose.“ Sie mussten nicht lange warten und das schwere Tor wurde geöffnet, damit sie eintreten konnten.

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#2

RE: aus"Coberia - das Land der verlorenen Rose" erstes Buch

in Märchen, Sagen, Fabeln 14.02.2013 20:48
von CaroSusi • 79 Beiträge

Hi Thomas,

danke für deinen Beitrag! Freut mich, dass du das Forum unterstützt. Wie immer sehr gerne gelesen :-).

liebe Grüße

Caro

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