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  • Thema von CaroSusi im Forum Biografien

    Heute gab es einen Bericht von Marianne von Werefkin auf Arte. Sie war eine russische Malerin, verliebte sich in einen Maler. Für ihn opferte sie sich über 10 Jahre auf. Stellte alles zurück, damit er der Maler werden konnte, der in ihm steckte. Sie ertrug eine Geliebte die zwei Kinder von ihm bekam, sie ertrug ihre selbst auferlegte Untätigkeit. Sperrte ihre Kreativität ein. Aus Pflichtgefühl. Aus Liebe.

    Sie lernte einen Mann kennen, der sie verehrte. Er sagte ihr: Der Künstler ist nicht tot, machen sie sich einfach an die Arbeit. Danach machte sie sich an die Arbeit und die eingesperrte Kreativität explodierte. Sie malte sich alles von der Seele. Eine wahre Farbexplosion. Eigentlich bin ich eher den alten Meistern zu geneigt, aber die Bilder von Marianne haben mich tief beeindruckt. Echtes Gänsehautpotenzial.

    Die Doku hat mich total erschüttert. Wie ist es möglich, dass man so gegen seine Natur handeln kann? Sich selbst einsperren? Andererseits habe ich mich auch selbst blockiert und es wurde erst besser nachdem ich meine Denkweise geändert habe. - Nicht werten, was ich schreibe, sondern freuen, dass ich schreibe. – Aber ich weiß, welche Qual es ist, seine Gedanken nicht ausdrücken zu können. Diesen Sturm im Kopf aushalten zu müssen, ohne ihn aufs Papier bannen zu können.

    Seit ich mich entspanne und meinen Fokus auf das Schreiben an sich gelegt habe, mich nicht mehr zwinge DAS zu schreiben, sondern ETWAS zu schreiben, um einfach meiner Idee Ausdruck zu verleihen und meinen Kopf frei zu machen, seitdem ist das Arbeiten leicht geworden. Ich habe selten solche Leichtigkeit mit meinem Schreiben erlebt.

    Ich habe keine Angst mehr, dass ich irgendetwas vergessen könnte. Ich schreibe auf, was mir ihm Kopf rum geht, mache mir etwaige Notizen, die ich dazu habe und lege den Text beruhigt ab. Dann gehe ich wieder an meine Hauptarbeit. Früher ging dann die Panik los – schreibe ich jetzt da oder da weiter, was zu erst, warum, ist das wichtig, ist das gut und all die „schönen“ anderen Dinge, die mir mein Kritiker so zuflüstert – heute nicht mehr. Der Kritiker kann mich mal gerne haben .
    Ich schreibe, weil ich es gut kann.
    Ich schreibe, weil es mich glücklich macht.
    Ich werde „die Fäden“ meiner Geschichten wiederfinden.

    Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nicht lange genug leben werde, um alles aufzuschreiben, was mir im Kopf rumgeht, aus jedem Fragment eine ganze Geschichte zu machen. Aber das ist OK. Ich sehe die Dinge einfach anders. Statt Frust zu schieben, und mich zu blockieren, freue ich mich einfach nur, dass da soviel ist, aus dem ich schöpfen kann. Es wird immer da sein. Und wenn ich mal keine Ideen mehr habe, dann kann ich mir meine Text-Fragmente anschauen und daran schreiben.

    Als ich den Bericht sah, dachte ich, wie schrecklich irre es sein muss zehn Jahre dieses ungeheure Potenzial in sich zu verschließen. Kann man einen Fluss einsperren? Eine Weile. Irgendwann sprengt der Fluss die Mauern. Die Natur erobert sich ihr Terrain zurück. Immer. Zum Glück!
    Manchmal bekomme ich beinahe Angst vor mir selbst, weil ich die Dinge plötzlich so klar sehe und mich nicht davor fürchte. Aber es ist nicht lebensbedrohlich klar zu sehen. Es hilft sich selbst zu erkennen. Das Schreiben hilft dabei, und Zufriedenheit. Zufrieden sein mit dem, was man tut und dem, was man ist. Die beste Möglichkeit Dinge zu verändern ist bei sich anzufangen. Will ich, dass mich jemand mag, dann sollte ich andere mögen. Will ich einen Roman schreiben, dann sollte ich stetig daran arbeiten und das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Will ich glücklich sein, dann sollte ich mich auf das konzentrieren, was mich glücklich macht.

    Es kann so einfach sein, und scheint doch so schwer. Die Hektik des Alltags, die Notwendigkeit Geld zu verdienen, der Wunsch mehr Geld zu verdienen, die Freizeit mit super wichtigen Dingen vollzustopfen usw. Dabei ist es einfach nur schön, den Tag nicht nur zu nutzen – sondern den Tag zu lieben. Das Leben zu schätzen. Zeit. Es kann uns schnell ein Unglück ereilen. Ich habe es erlebt. Mein Bruder hatte noch so viel vor. Ich wünschte mir, er könnte mich sehen. Er würde sich freuen. Da bin ich sicher.

    Wir (mein anderer Bruder und ich) haben uns damals geschworen – wir machen nur noch, was wir wollen und gut für uns ist – und so soll es sein. Nie wieder meine Ideen einsperren, mich selbst blockieren. Die Zeit, die blieb nutzen für das Schöne. Meine Traumwelten erschaffen aus Liebe.

  • AusgefallenDatum24.03.2014 14:24
    Thema von CaroSusi im Forum Biografien

    So kam ich mir in den letzten eineinhalb Jahren vor. Erst starb mein Bruder Frank an Lungenkrebs. Kurz darauf verlor ich nach beinahe sechs Jahren meinen Job, den ich wirklich gerne und mit Enthusiasmus gemacht habe, und musste mich mit meinem Boss vor Gericht streiten. Damit der Absturz auch wirklich komplett wurde und ich meine freie Zeit nicht mit Schreiben vertrödeln konnte, hatte ich zwei Bandscheibenvorfälle, die meinen linken Arm beinahe völlig lahmlegten. Ausfall beschreibt meinen Zustand im Grunde ausgesprochen freundlich. Nachts nicht schlafen können, Haushalt, Schreiben alles läuft auf Sparflamme und die psychische Belastung des Gerichtsverfahrens und des Verlustes meines Jobs und meiner netten Kollegen – ohne Worte.

    Nachdem ich nach Franks Tod kaum eine sinnvolle Zeile zusammenbekommen hatte, hoffte ich, mich langsam wieder vortasten zu können. Zwei angefangene Romane. Beide auf etwa 130 – 150 Seiten angewachsen. Nichts zu machen. Als hätte jemand in meinem Gehirn einen Behälter über meinem Ideenspeicher gestülpt und hielt die Gedanken darin fest. Ich hörte sie toben und gegen die Wände donnern, aber es gab keinen Ausgang, aus dem sie hätten entweichen können. Da bekommt der Kopfschmerz eine ganz neue Dimension.

    In meinem Kopf wütete der Orkan und ich konnte ihn nicht loswerden. Schreiben am PC? Ging gar nicht. Selbst schreiben mit der Hand war in der ersten Zeit nicht drin. Dauerschmerz und Medikamente. So stellte ich mir meine Zwangsfreiheit nicht vor.
    Irgendwann Mitte Mai 2013 entspannte sich die Bandscheibe ein wenig und ich fing an mit „der Hand“ (ja ich weiß, man schreibt am PC auch mit der Hand *g*) zu schreiben. Tue ich zwar sowieso immer, aber meistens nur Tagebuch oder schnell ein paar Notizen. Diesmal schrieb ich ganze Geschichten in mein Arbeitsjournal. Mühselig aber stetig. Erst nur kleine Sachen, dann längere. Dann kam der Punkt, an dem ich wieder am PC schreiben konnte. Endlich!

    Jetzt konnte es besser werden. Denkste! Ich saß vor meinem Bildschirm, starrte auf meine angefangenen Texte und bekam kein Wort heraus. Die totale Ladehemmung. Um nicht völlig durchzudrehen, kehrte ich an mein Notizbuch zurück.
    „Du musst das fertig schreiben! Du hast doch schon die Hälfte. Du wolltest das schon letztes Jahr fertig haben. Stell dich nicht an. Du weißt doch, wie es weiter geht. Versager. Alles ist in deinem Kopf und du schaffst es nicht, die paar Worte auf den Bildschirm zu bringen!“
    Die böse Stimme in meinem Kopf trat mir so oft gegen das Schienbein und teilte Ohrfeigen aus, dass ich immer kleiner und kleiner wurde. Verdammt! Seit wann war Schreiben so anstrengend geworden? Früher hatte ich in jeder freien Minute geschrieben. Seit wann verkam meine Leidenschaft zu einer Zwangshandlung? Wo war der Spaß geblieben?

    „Man schreibt immer nur an einen Roman.“
    „Man plottet und weiß, wohin die Reise geht.“
    „Happy End ist Klischee.“
    „Seriöses Schreiben hat eine Botschaft.“
    (Wenn ich dieses man höre, kriege ich Gänsehaut. Wer ist man, dass er mir was vorschreiben kann?)
    Ich kenne die Regeln bis zum Erbrechen. Weck mich nachts und ich zähl sie dir auf.
    „Vermeide Adverbien.“
    „Benutze starke Werben.“
    „Kürze.“ Usw. Die Liste ist lang.

    Regeln! Was nützen die, wenn sie mir den Spaß nehmen? Warum kann ich nicht einfach schreiben und Spaß haben? Geschichten erzählen. Mir fiel ein Buch von Irvin D. Yalom in die Hände. „Und Nietzsche weinte.“ Beim Lesen ging mir ein Licht auf oder sollte ich besser sagen ein Kronleuchter?!
    „Willst du, was du sollst?“

    Nein! Definitiv nicht. Ich will schreiben, ich will Spaß dabei haben. Ich will so schreiben, wie ich möchte und wenn es drei Romane auf einmal sind und egal ob der Roman beinahe fertig ist, wenn ich gerade unbedingt etwas Wichtiges anderes schreiben möchte, dann will ich das. Wenn ich ein Happy End will, dann schreibe ich eins. Um mir den Druck zu nehmen, schreibe ich zwei oder drei Enden. Warum nicht?! Schreiben ist kreativ, dann bin ich kreativ und mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Wer nicht will, muss es nicht lesen.
    Durch meine Situation hatte ich die Idee zu einer neuen Geschichte. Dadurch konnte ich an dem „was-ich-sollte“ nicht weiter schreiben. Ich warf meine Bedenken über Bord.

    „Wenn du auf etwas stolz sein willst, dann tu etwas, worauf du stolz sein kannst“ (I.D.Yalom).
    Ich war immer stolz darauf, dass ich gerne und viel geschrieben habe. Dass ich einen beinahe unerschöpflichen Vorrat an Ideen auf Lager hatte und nur eine winzige Inspiration reichte (ein Schild, ein Wort, eine Zeitungsüberschrift, eine TV-Doku usw.) um meinen Assoziationsprozess in Schwung zu bringen.

    Natürlich bin ich auch stolz auf das, was ich schreibe, aber ich bin mir im Klaren darüber, dass das Geschmacksache ist. Dem einen gefällt es, dem anderen nicht. Aber ich liebe es zu schreiben, das ist es, was ich will! Und wenn ich einen Umweg nehmen muss, um an mein Ziel (den fertigen Roman) zu kommen, dann mache ich den Umweg. Ich hetzte mich nicht mehr ab. Ich werte nicht was ich schreibe, sondern freue mich das ich schreibe. Und? Das funktioniert!

    Ich schreibe, was ich will!
    Ich schreibe, wie ich will!
    Ich schreibe so schnell ich will!

    Ich habe endlich meinen Spaß wiedergefunden. Ich quäle mich nicht mit Veröffentlichen oder nicht. Denke nicht darüber nach, wem mein Text gefällt. Ich erfreue mein Herz an den Worten und Sätzen, die aus mir heraus fließen. Es gibt keinen Grund in Panik zu geraten. Und wenn nur ich selbst lese, was ich schreibe. Ich werde es überleben. Inzwischen habe ich den Roman, den ich Mitte des Jahres 2013 angefangen habe, fertiggestellt! Es fehlen noch ein paar Szenen, aber die sind geplant und werden bei der Überarbeitung eingefügt.

    Einen weiteren Roman habe ich überarbeitet. Und für die beiden angefangenen Romane habe ich Pläne. Der eine ist im Verlauf schon sehr harmonisch und möchte gerne dem Ende zu geführt werden. Den anderen plane ich gerade um. Notizen wachsen und gedeihen.
    Das Wichtigste ist, ich habe meine Leidenschaft wiedergefunden. Ich garantiere nicht dafür, dass ich keine Flaute mehr habe. Nur beunruhigt mich das nicht. Wieso? Ich habe so viele Ideen und es gibt immer wieder neue. Wenn der Kopf gerade etwas Ruhe braucht, soll er sie haben. Keine Quälereien mehr! Leben ist Schreiben und Schreiben ist Leben. Immer in jeder Sekunde. Ich brauche nur abzuwarten. Augen und Ohren offen halten, der Rest ergibt sich von allein. Die Bandscheibe gibt meistens Ruhe, der Job läuft und das Schreiben folgt dem Fluss meiner Ideen. Um es aus buddhistischer Sicht zu betrachten:

    „Alle unangenehmen Situationen gehen zu Ende, alle schönen (leider) auch. Deswegen sollten wir die Unangenehmen an uns vorbei fließen lassen und die Schönen umso mehr genießen.“

  • New York - SomersetDatum26.02.2014 13:28
    Thema von CaroSusi im Forum Romantik

    Meine Lungen brannten vom beißenden Qualm. Mit letzter Kraft zerrte ich Colin soweit aus dem brennenden Haus, dass wir uns außer Reichweite der Flammen befanden. Heftiger Husten schüttelte mich. Ich kniete neben dem ohnmächtigen Colin, fühlte seinen Puls und prüfte die Atmung. Er lebte! Ich hatte meinen Auftrag erfüllt. Colin war in Sicherheit. Es wurde Zeit für mich zu gehen.
    „Ich liebe dich“, flüsterte ich, dicht neben seinem Ohr.

    Meine Beichte hatte keine fassbare Konsequenz. Es war nur das Bekenntnis der Wahrheit, bevor ich New York den Rücken kehrte und Colin aus meinem Leben strich. Ich erhoffte mir Erleichterung. Sie kam nicht. Wie sollte sie? Niemand hatte mich gehört. Genau der Aspekt, auf den es ankam. Ein Gegenüber, das dir Vergebung und Erlösung gewährt.

    Colin schlug die Augen auf, sah mich verwundert an. Ich beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn sanft. Colin erwiderte meinen Kuss. Der Geschmack meiner Tränen mischte sich mit dem seiner Lippen. Er fiel wieder in die gnädige Bewusstlosigkeit. Der erste und der letzte Kuss.
    Als die Sanitäter eintrafen und ich Colin in guten Händen wusste, machte ich mich auf den Heimweg. Der Sturm in meinem Herzen brüllte wie ein wildes verwundetes Tier gegen meinen Plan an, aber mein Verstand übernahm die Führung.
    Es gab nicht, dass ich noch tun konnte. Wenn ich irgendwie überleben wollte, musste ich eine Distanz zwischen Colin und mich bringen, die sich nicht so einfach überwinden ließ. Zu Hause angekommen rief ich bei der Umzugsfirma an und veranlasste alles Nötige. Dann packte ich die wichtigsten Sachen, rief ein Taxi und fuhr zum Flughafen. One Way Ticket New York – London, von dort mit dem Zug nach Somerset, Minehead, mit dem Taxi in die Quay Street zum „The Quay Inn“.

    Tante Muriel begrüßte mich herzlich und selbst Onkel John ließ sich zu einer angedeuteten Umarmung herab, was angesichts seines kargen Charakters eine besondere Auszeichnung darstellte. Er war der Stiefbruder meines Vaters und das ganze Gegenteil von ihm. Meine „Cousins“, die ich seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte, begrüßten mich mit neugieriger Zurückhaltung. Alle drei hochgewachsen, breitschultrig und mit gut geschnittenen Gesichtern eingerahmt von dunklem Haar. Eher ungewöhnlich für englische Verhältnisse, aber das mochte an Tante Muriels französischen Wurzeln liegen. Sean, der Jüngste und in meinem Alter, zeigte mir meine Zimmer und wuchtete meinen Koffer die Treppe hinauf.
    „Mensch Lea hast du da Backsteine drin?“, fragte er und stellte den Koffer in der Mitte des Zimmers ab.
    Ich musste lächeln.
    „Nein, aber meine wichtigsten Bücher. Der Rest kommt im Container.“
    Er machte große Augen.
    „Wie viele hast du denn?“
    „So etwa 2000.“
    Für einen Augenblick war er sprachlos, dann lachte er.
    „Warum machst du nicht eine eigene Bücherei auf?“
    „Ich fürchte, ich verleihe meine Bücher nicht besonders gerne“, erwiderte ich und grinste.
    „Genau wie Vater. Der ist mit seinem Werkzeug auch so pingelig.“
    Dass ich etwas mit Onkel John gemeinsam haben sollte, kam mir zwar etwas übertrieben vor, aber ich war zu erschöpft, um mich mit Sean auf eine Diskussion einzulassen.
    „Um sieben gibt’s Dinner“, klärte er mich auf.
    „Gut.“
    Ich nickte ihm zu, aber statt zu gehen, blieb Sean abwartend neben meinem Koffer stehen.
    „Mum sagte, dass du in New York etwas ganz anderes gemacht hast, als Bücher zu sortieren.“
    Ich seufzte innerlich. Wie sollte ich dem netten Sean erklären, dass ich eine der besten Computerspezialistinnen war und bei der Aufklärung von Schwerverbrechen mitgewirkt hatte?
    „Stimmt. Ich habe mit Computern gearbeitet“, fasste ich meinen Job zusammen.
    „Sehr cool! Könntest du dir bei Gelegenheit mal meinen PC anschauen? Mit dem stimmt was nicht.“
    Das Übliche. Sobald jemand wusste, mit was ich mein Geld verdiente, wurde ich gebeten mich um ein PC-Problem zu kümmern. Zum Glück war das bei meiner zukünftigen Arbeit als Büchereiangestellte nicht mehr der Fall. Die einzigen Arbeiten am PC waren dann dem Bücherkatalogisieren und dem Bestellen vorbehalten.
    „OK, ich sehe in mir an. Unter einer Bedingung!“
    „Und die wäre?“
    „Du verrätst es niemand. Ehrlich gesagt stehen mir die Computer gerade bis hier.“
    Ich machte mit der Hand eine Schnittbewegung vor meinem Hals. Sean nickte hastig.
    „Klar, ich halte dicht. – Also dann bis später.“
    „Ich werde pünktlich sein.“

    Ich schloss die Tür, streifte mir die Schuhe von den Füßen und warf mich auf das geräumige Bett. Die weiße rosenbestickte Tagesdecke passte zu der Tapete in zarten Pastelltönen. Die Deckenbalken waren weiß gestrichen und ließen das niedrige Zimmer heller und weiter erscheinen. Vor dem Fenster mit den duftigen Stores stand ein zierlicher Schreibtisch mit geschwungenen Beinen und einem Aufsatz, den man aufklappen konnte. Er war, wie auch alle anderen Möbel weiß. Die Stühle und das kleine Sofa im Wohnraum hatten Bezüge aus gestreiftem Stoff in der Farbe der Tapeten. Ein kleiner Tisch und mehrere stabile Bücherregale vervollständigten das Mobiliar. Tante Muriel hatte alle Vorkehrungen getroffen, um für mein Wohlbefinden und das meiner Bücher zu sorgen.
    Das Beste an meinem Zimmer war jedoch, nach meinem Empfinden, die Aussicht. Ich hatte direkten Meerblick. Gegenüber des „Quay Inn“ lag nur noch eine niedrige Mauer, die die Straße vom Strand trennte und ich erinnerte mich an die Urlaube meiner Kindheit, die ich dort mit meinen Cousins in einträchtigem Spiel verbracht hatte.
    Ich raffte mich auf. Vor dem Dinner wollte ich wenigstens noch meinen Koffer auspacken und meine mitgereisten Bücher in die Regale stellen. Ich stieß das Fenster auf. Eine laue Brise wehte herein und wirbelte die dünnen Stores durcheinander. Die Sonne warf lange Strahlen auf das Wasser der Bucht, das in einem Rausch aus Silberglimmer vor sich hin wogte. Es roch nach Salz, Tang feuchtem Holz und Farbe, mit denen die Fischer ihre Boote auffrischten. Im Sommer war Minehead ein gern besuchter Touristenort. An dem sich besonders die Einheimischen erfreuten. Die Fischer frischten ihre Börsen mit Bootsfahrten auf und stellten interessierten Besuchern ihre Kähne zu Angelausflügen zur Verfügung. Auch mein Onkel besaß ein Boot, mit dem er sich in der Saison ein gutes Handgeld verdiente, während Tante Muriel das Restaurant und die Pension bewirtschaftete. Meine Cousins mussten, nach ihren normalen Jobs, ihren Anteil zum Familiengeschäft beitragen.
    Es fiel mir schwer mich von diesem traumhaften Ausblick loszureißen, aber schließlich würde ich nun hier leben und konnte mich dem Sujet jederzeit hingeben. Wie gerne hätte ich Colin bei mir gehabt. Ich wusste, wie sehr er das Meer liebte, und war mir sicher, er wäre begeistert gewesen. Der Gedanke schnitt mir ins Herz. Colin. Ständig stand mir sein Bild vor Augen. Das markante Gesicht, mit den grauen Augen und den langen Wimpern, der geraden Nase und dem sinnlichen Mund. Warum er? Immer wieder hallte der Gedanke durch meinen Kopf. Hätte ich nicht einen anderen lieben können? Oder liebte ich, ebenso wie er, dass was ich nicht haben konnte? So unähnlich waren wir uns also doch nicht. Der Unterschied war, dass ich Colin im Verborgenen liebte, während er nichts unversucht ließ, Sara für sich zu gewinnen. Die Ex-Freundin seines besten Freundes Oliver, die sich weder für den einen noch den anderen wirklich entscheiden konnte. Mein Vater hätte so etwas eine „unheilige Dreieinigkeit“ genannt. Das war mehr, als ich ertragen konnte. Mein Entschluss zu gehen hatte zu lange gedauert. Immer wieder hatte ich es wegen „wichtiger“ Aufträge aufgeschoben, aber meine Kräfte waren erschöpft.
    „Liebes! Kommst du?“, rief Tante Muriel die Treppe herauf und erlöste mich fürs erste von meinen düsteren Gedanken. Ich wusste, dass sie sich nur eine kurze Auszeit gönnten. Spätestens, wenn ich das Licht ausschaltete, kehrten die Dämonen zurück und suchten mich heim, bis jede Zelle in meinem Körper vor Verlangen nach Colin brannte und mich um den Schlaf brachte.

    Das harte Klopfen an meiner Tür ließ mich aus dem Schlaf fahren.
    „Lea! Frühstück ist fertig!“
    Finlay, mein ältester Cousin, steckte den Kopf zur Tür herein und betrachte mich ungeniert.
    „Was? Wo bin ich?“, Colin steckte noch in meinem schlaftrunkenen Körper und Geist. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, wo ich mich befand. „Entschuldige Fin, ich bin noch nicht ganz da. Habe ich etwa verschlafen?“
    „Nein. Aber Mum meinte, ich sollte nach dir sehen.“
    „Gut, gut. Danke.“
    Ich krabbelte aus meinem Bett und streckte mich. Fin hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Sein Blick glitt offen über meinen Körper, der nur von einem engen T-Shirt und einer kurzen Hose bedeckt war, und blieb an meinen nackten Beinen hängen. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Also hatte ich mich beim gestrigen Dinner nicht geirrt, was sein Interesse an mir betraf.
    „Ich stelle fest, aus dem kleinen staksigen Mädchen ist eine schöne junge Frau geworden“, sagte er gerade heraus.
    Seine warme Stimme streichelte mein Ego und eine wohlige Gänsehaut lief mir über den Rücken. Wieso hatte Colin das nicht gesehen? Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass mich ein Mann so intensiv betrachtete und mir ein Kompliment machte. Umso mehr, als Finlay der Stillste der Brüder und durch wenig zu beeindrucken war. Ich erinnerte mich, dass sich mein Vater während eines Urlaubs den Fuß böse an einer Glasscherbe verletzte. Finlay ohne ein Wort zu verlieren, stoppte die Blutung und versorgte die Wunde so gut, dass die angerückten Sanitäter mehr als erstaunt waren. Er war 10 Jahre alt.
    Finlays dunkelblaue Augen, sein schwarzer wilder Haarschopf und sein ernstes Gesicht, über das selten ein Lächeln huschte, ließen ihn melancholisch erscheinen. Ich mochte Finlay, und doch bedrückte mich seine düstere Aura ebenso, wie meine eigene Dunkelheit. Sein Blick war so durchdringend, dass mich eine Beklemmung überfiel, die mir ein Frösteln verursachte.
    Ich spürte, dass in ihm dasselbe lauerte, dass sich in mir wie ein zehrender, alles verschlingender Parasit festgesetzt hatte. Die Sehnsucht nach der absoluten Liebe. Erfüllung und Ekstase, bis zur Selbstaufgabe. Darin hatte ich Erfahrung, mehr als mir lieb war und ich ertragen konnte. Vielleicht war das der Punkt. Colin suchte Selbstbestätigung. Er wollte Oliver ausstechen, der bessere Mann sein. Ich suchte Erfüllung durch Liebe. Opferbereit, freiwillig. Zu sehr. Finlay musste es ebenso erfahren haben. Dieses Zerrissensein, die Hilflosigkeit. Auch in seinem Leben schien es diese schwärende Wunde zu geben. Zwei verletzte Seelen, die sich anzogen.
    Immer noch wie unter einem Bann, standen wir uns gegenüber. Unerwartet drehte Finlay sich um und ging. Als die Tür hinter ihm zufiel, erwachte ich aus einer Art Trance. Energisch schüttelte ich meine Benommenheit ab und öffnete das Fenster. Tief atmete ich die morgenkühle Seeluft ein, die meine Lungen mit frischem Sauerstoff fühlten. Ein leichter Schwindel erfasste mich. Die Luft in New York angereichert mit Abgasen und Schadstoffen war schwer und stickig, während sie in Minehead sprudelte und spritzig schmeckte wie trockener Sekt.
    Der rosafarbene Morgenhimmel schmückte sich mit zarten Federwolken. Möwen schaukelten gemütlich auf dem leicht gekräuselten Wasser der Bucht, während andere auf der Mauer der Strandpromenade saßen und gelangweilt darauf warteten, dass etwas Spannendes geschehen möge.
    Es war mein erste Arbeitstag in der Bücherei. Da galt es einen guten Eindruck bei meinen neuen Kollegen zu hinterlassen. Sorgfältig wählte ich einen hellblauen knielangen Leinenrock mit weißer Bluse und weißen Ballerinas. Meine Haare bändigte ich in einem Zopf und wählte unauffällige Perlohrringe als einzigen Schmuck.
    Als ich im Esszimmer erschien nickte Onkel John anerkennend und murmelte etwas von „kann sich sehen lassen“, während Tante Muriel beinahe Tränen in die Augen stiegen.
    „Ach Liebes, wie hübsch.“
    „Bring doch das Mädchen nicht in Verlegenheit“, knurrte Onkel John und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    „Was du nur immer hast“, schalt Tante Muriel ihn sanft, „wenn wir eine Tochter hätten, würdest du anders reden.“
    Sie goss mir eine Tasse Kaffee ein.
    „Mit Milch und Zucker, Liebes?“
    „Nur mit Milch, bitte.“
    „Hi Mum, Dad“, David, mein mittlerer Cousin, setzte sich neben mich und strahlte mich an, „hi Lea.“
    Er beugte sich zu mir herüber und flüsterte:
    „Na Cousinchen, hast du dich in Schale geworfen.“
    Als sein Atem über meinen Hals strich, kroch mir eine Gänsehaut in den Nacken. Meine Alarmglocken schrillten, nein sie brüllten mich an. Verdammt, ich war genau an dem Ort gelandet, an dem ich gerade nicht sein sollte. Umgeben von drei gutaussehenden Männern.
    „So würde ich direkt mal mit dir ausgehen“, flirtete er weiter.
    „Tja aber ich nicht mit dir“, ich deutete auf seinen Blaumann, ihm gehörte eine Autowerkstatt, „da müsstest du dich schon etwas mehr anstrengen.“
    „Oh, bitte Schätzchen, du stehst doch auf Männer, die sich auch mal die Hände schmutzig machen können.“
    David grinste über das ganze Gesicht.
    „Junge, wie redest du mit Lea!“, fragte Tante Muriel entsetzt, „tut mir leid Schätzchen, manchmal ist er nicht ganz stubenrein.“
    Ich sah David an, dann Tante Muriel und musste plötzlich lachen. Einfach so. Es kam heraus und war ganz leicht. David lachte mit mir, dabei legte er ganz unverbindlich seinen Arm um mich und zog mich zu sich herüber. Es war eine unverfängliche Geste, aber seine Augen sagten etwas anderes. Was für ein freches Kerlchen! Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass Colin mich einmal so berührte. In der ganzen Zeit, in der wir zusammenarbeiteten, lebte ich wie eine Nonne. Seit ich vor 24 Stunden englischen Boden betreten hatte, konnte ich mich vor Aufmerksamkeit nicht retten. Hatten die britischen Ladys samt und sonders die Insel verlassen?
    „Hey, was ist denn hier los?“, Sean, im eleganten Anzug, kam in die Küche. „Mum, hast du den beiden etwas in den Kaffee getan. Das will ich auch.“
    Er hatte seine dunklen Locken gebändigt und war glatt rasiert. Man sah ihm den Bänker an. Tante Muriel stellte ihm seinen Kaffee hin.
    „Junge wovon redest du?“
    Tante Muriel sah ratlos von einem zum anderen.
    „Hanf, Absinth, happy Pills? Etwa in der Reihenfolge.“
    „Drogen!“, ihre Augen weiteten sich entsetzt, „aber Kind, wie kommst du nur auf so eine schreckliche Unterstellung.“
    „Schon gut, Mum, das ist nur die gute Luft bei uns“, David zwinkerte mir zu, „schön dich lachen zu sehen.“
    „Stimmt, so sieht sie noch hübscher aus.“ Sean stupste seinen Bruder in die Seite. „Finger weg! Ich habe sie zu erst gesehen.“
    „Oh bitte! Das kannst du vergessen. Ich bin viel witziger und eloquenter als du.“
    „Das Wort kannst du doch nicht mal schreiben.“
    „Hey Jungs. Sollte ich da nicht vielleicht auch gefragt werden?“, warf ich ein.
    Aber zu spät. Sean und David losten mich unter sich aus. Finlay steckte den Kopf zur Tür herein. Das Gebaren seiner Brüder war keine wirkliche Überraschung für ihn. Er verdrehte die Augen, gab mir einen Wink:
    „Komm, ich fahr dich. Sonst kommst du an deinem ersten Tag zu spät.“
    Finlay trug Jeans und T-Shirt, darüber einen Sweater, wie am Tag vor her. Ich stand auf, gab Tante Muriel einen Kuss auf die Wange:
    „Danke, Tante Muriel. Danke.“
    Sie lächelte und wieder standen ihr Tränen in den Augen.
    „Weint deine Mutter immer soviel?“, ich sah Finlay an.
    „Nein, eher nicht. Normalerweise ist sie ziemlich abgehärtet. Scheinbar zu viele weibliche Schwingungen oder so“, er lächelte spöttisch.
    „Hört, hört“, knurrte Onkel John.
    Finlay nahm meinen Arm und zog mich aus der Tür. Bevor er sie schloss, rief er:
    „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Wir sind weg!“
    Sofort wurde es still in der Küche. Dann wurden Stühle gerückt.
    „Hey kommt sofort zurück!“, riefen Sean und David.
    „Schnell!“
    Finlay zog mich hinter sich her aus dem Haus. Er öffnete mir die Autotür, und bevor seine Brüder mich ihm abspenstig machen konnten, ließ er den Motor an und fuhr los.

    Finlay fuhr auf der Quay Street Richtung Innenstadt. Dann bog er in die Blenheim Road ein und folgte ihr entlang der Blenheim Gardens, bis er in „The Parade“ und von dort in die Bancks Street einbog. Häuser im besten victorianischen Baustil säumten saubere Straßen. Liebevoll angelegte Gärten taten ein Übriges, um aus Minehead einen anziehenden Touristenort zu machen. Die Bücherei bestand aus einem roten Backsteinbau mit anthrazitfarbenem Schieferdach, dort waren die Leseräume untergebracht, und einem neumodischem siebziger Jahre Anbau, der leider nicht besonders gut zum Rest des schönen Gebäudes passte. Finlay hielt vor der Bücherei.
    „So da wären wir. Ich wünsch dir einen guten Start“, sagte er und lächelte.
    „Danke! Und womit verbringst du heute die Zeit?“
    „Ich gehe ins Atelier. Ich muss noch eine bestellte Skulptur fertigstellen.“
    „Das hört sich nicht so begeistert an.“
    „Was soll man machen. Das Los jeden Künstlers. Willst du Geldverdienen, musst du dich manchmal verkaufen. Nicht schön, aber notwendig.“
    Finlays düsterer Blick strafte die zur Schau gestellte Gleichgültigkeit Lügen. Er tat mir leid. Ich wusste nur zu gut, was es bedeutete immer etwas zurückhalten zu müssen. Hastig beugte ich mich zu Finlay hinüber, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und sprang mit einem atemlosen „bis heute Abend“ aus dem Auto. Ohne mich umzudrehen, betrat ich die Bücherei.

    „Guten Morgen, mein Name ist Lea Winter. Ich bin die neue Bibliothekshilfe.“
    Die ältere Dame hinter dem Tresen sah mich kritisch über ihre Goldrandbrille hinweg an. Auf dem Plastikschild an ihrer creme farbigen Bluse, unter der sandfarbenen Strickjacke, über einem dunkelbraunen Rock, stand „Mrs. Emily Smith“. Sie entsprach genau der Vorstellung, die man sich von einer Bibliotheksdame machte.
    „Da sind sie bei mir richtig“, erwiderte sie.
    Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihr faltiges Gesicht. Sie erhob sich von ihrem Platz und kam zu mir auf die andere Seite des Tresens. Misses Smith reichte mir die Hand.
    „Emily Smith. Büchereileitung. Dann wäre da noch Misses Jean Miller ist zurzeit im Urlaub“, ich verkniff mir ein Schmunzeln, Miller und Smith. Immerhin leicht zu merken. „Und unsere Praktikantin“, Misses Smith wurde von einer fröhlichen Stimme unterbrochen.
    „Patricia, aber sie können Pat zu mir sagen.“
    Ich drehte mich um. Hinter mir stand ein Mädchen, etwa achtzehn Jahre alt, in einem schwarzen Rüschenkleid, Stiefel, mit langem schwarzem Haar, in dem silberne Spangen steckten und dunkel geschminkten Augen. Ihre Lippen waren feuerrot.
    „Lea“, sagte ich.
    Ihr Händedruck war fest.
    „Führ bitte Miss Winter herum und gib ihr das Namenschild“, delegierte Misses Smith mich an Patricia weiter.
    „Klar mach ich gerne. Wollen wir?“, fragte sie mich.
    Ich folgte ihr hinter den Tresen ins Büro. Den größten Teil nahm ein klobiger Eichenschreibtisch ein, der in der Mitte des Raumes stand. Vermutlich war er so schwer, dass die Damen ihn nicht bewegen konnten und ihnen nichts anderes übrig blieb, als ihn an Ort und Stelle zu belassen, egal wie sperrig er war. An den Wänden standen Aktenschränke bis obenhin voll mit Ordnern. Es roch nach Papier und Staub. Patricia zog eine Schublade aus dem Schreibtisch und wühlte darin herum.
    „Ah, da ist es ja.“
    Sie hielt mir eine Plastikkarte mit meinem Namen hin.
    „Danke Pat.“
    Ich steckte mir die Karte an den Blusenkragen.
    „Ich hoffe, ihnen gefällt`s hier. Die Misses sind ja ganz nett. Aber ich bin froh, dass sie den Altersdurchschnitt nah unten reißen.“ Patricia grinste und zeigte zwei Reihen strahlend weißer Zähne. „Etwas frischer Wind in den geheiligten Hallen kann nicht schaden.“
    „Verstehe“, ich musste schmunzeln, „dann zeigen sie mir mal die anderen Räume.“
    Patricia führte mich erst in den Ausleihbereich und zeigte mir die verschiedenen Abteilungen. Dann betraten wir die Lesesäle. In einen Raum standen lange Tische, feinpoliert, bestückt mit grünen Glaslampen auf goldfarbenem Fuß und bequemen Stühlen. In den Regalen standen hauptsächlich Sachbücher. Geografie, Geschichte, alle Naturwissenschaften, Atlanten und alte Karten, Seefahrt und Nautik, Technik und vieles mehr. Der Duft von Bienenwachs und alten Büchern übte eine geradezu magnetische Anziehungskraft auf mich aus.
    Selbst in New York war ich in meiner spärlichen Freizeit in die Bibliothek gegangen. Manchmal griff ich aus einem beliebigen Regal willkürlich ein Buch und las darin. So lernte ich einiges über Bereiche, die ich persönlich nicht ausgewählt hätte.
    Der andere Saal erinnerte eher an einen Gentlemensclub. Im ganzen Raum verteilt standen Sitzgruppen aus schweren Ledersesseln und kleinen Tischchen. Nur der Kaffeeautomat neben der Eingangstür störte das Ambiente.
    „Und wie finden sie es?“
    Patricia schien etwas nervös zu sein. Sie verhakte die Finger ineinander und trat von einem Bein auf das andere.
    „Eine sehr schöne Bücherei. Ich bin froh, dass ich hier arbeiten darf.“ Ich legte Patricia freundschaftlich den Arm um die Schulter. „Und wo fange ich an? Ich hoffe als Neuling muss ich nicht die Fußböden schrubben.“
    „Nein“, Patricia lachte, „das macht unsere Perle. Anja.“
    „Beruhigend. Also Pat machen wir uns an die Arbeit.“
    „Kommen sie. Als Erstes sortieren wir die Bücher vom Vortag ein, die abgegeben wurden oder die die Leser auf die Ablagetische legen, wenn sie gehen.“
    Bemerkt hatte ich die Tische und mich gewundert, warum die Bücher dort wild durcheinander standen und lagen. Ich folgte Patricia zu einem Abstellraum. Jeder von uns bekam ein Tischchen mit Rädern. Wir sammelten die herumliegenden Bücher ein, fuhren durch die Regalreihen und sortierten die Bücher an ihre angestammten Plätze.

    So vergingen die nächsten Wochen ohne besondere Vorkommnisse. Meine restlichen Habseligkeiten hatten den weiten Weg über den Ozean geschafft und in jeder freien Ecke stapelten sich die Bücher. In der Bücherei lernte ich das Computersystem kennen und unterzog es einigen Korrekturen, die das Arbeiten erleichterten, bereitete Leseabende vor, sortierte Bücher, lernte die Stammkunden kennen und verbrachte die Mittagspausen mit Patricia. Manchmal gesellten sich Sean oder David zu uns. Es freute mich zu sehen, dass Sean und Patricia sich näher kamen. Finlay sah ich selten. Er war im Atelier sehr eingespannt, und mir war es recht nicht mit einer neuen schwierigen Beziehung konfrontiert zu werden. Und Onkel John und Tante Muriel erwiesen sich als liebevoll Gasteltern.
    Alles hätte so schön sein können, wenn nicht immer wieder Colin in meinen Gedanken herumspukte. Am Anfang hatte ich ein paar Mal im „New York Memorial Hospital“ angerufen und mich nach Colins Gesundheit erkundig. Er erholte sich schnell, und nachdem er entlassen wurde, gab es keinen Grund mehr, die Verbindung nach Übersee aufrechtzuerhalten. Aber einmal mehr bestätigte sich, dass man vor Problemen nicht davon laufen kann. Wenn man nicht loslassen kann, schleppt man sein „Päckchen“ bis in den entferntesten Winkel der Erde.
    Immer wieder sah ich sein blasses Gesicht vor mir, den Ausdruck des Erstaunens und dann den Geschmack seiner Lippen. Hätte ich ihm schreiben sollen? Den Grund meiner Flucht erklären? In Gedanken formulierte ich unzählige Briefe. Ich versuchte sogar einen Brief zu schreiben. Aber als ich ihn las, kamen mir die Worte so lächerlich, kleinlich und dumm vor, dass ich ihn in tausend Stücke riss, und mich schämte derart willensschwach zu sein.
    „Hast du mal wieder etwas von Colin gehört?“, fragte Patricia, der ich eines Tages von meinem Kummer erzählt hatte.
    Wir saßen auf der niedrigen Mauer der Strandpromenade, blickten auf die Bucht, die in der Maisonne verschwenderisch glitzerte, und aßen Eis. Es war Freitagnachmittag und Misses Smith hatte uns, wegen mangelnder Besucher, vorzeitig entlassen.
    Als Patricia Colins Namen aussprach, zuckte ich zusammen. Obwohl ich jeden Tag, jede Stunde an ihn dachte, erschreckte es mich, seinen Namen zu hören. Vielleicht erschreckte mich der Gedanke, dass mich allein das so sehr aus der Fassung brachte, noch mehr. Ich schüttelte den Kopf.
    „Seitdem mir das Krankenhaus sagte, er wäre entlassen nicht mehr.“
    Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Der Geschmack von Meer und Salz lag auf meiner Zunge. Ich versuchte an ein Segelschiff zu denken, das auf den Wellen schaukelt, aber ich sah Colins nachdenklichen intensiven Blick. So hatte er mich oft angesehen, wenn ich ihm ausweichend auf die Frage nach meinem Befinden antwortete. Und wieder bohrte sich die Frage nach einer Erklärung in mein Herz.
    „Meinst du er, sucht dich?“
    Patricia ließ ihre Füße hin und her wippen.
    „Nein.“
    „Vielleicht doch! Männer sind bei so was immer ...“
    Ich unterbrach Patricia.
    „Idiotisch?“
    „Nein – möglicherweise. Ich meinte eher unbeholfen.“
    Patricia lachte.
    „Mag sein. Aber Colin ist bestimmt nicht auf den Mund gefallen. Glaub mir. Außerdem wird er es mir sehr übel nehmen, dass ich einfach abgehauen bin.“
    „Was man ihm nicht wirklich verdenken kann. Ich wäre auch sauer.“
    „Ich auch“, gab ich zu.
    „Vielleicht würde es dir guttun mit Fin auszugehen. Er mag dich.“
    Ich runzelte die Stirn.
    „Wie kommst du darauf?“
    Patricia grinste.
    „Sean hat es mir gesagt. Aber wenn Fin dir zu melancholisch ist, würde sich David auch anbieten.“
    „Mag sein. Aber ich habe von komplizierten Beziehungen echt genug. Und da ich immer noch auf etwas warte, das niemals passieren wird, kann ich mich gerade keinem Mann zu muten. Ich hätte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er wäre nur ein Notnagel.“
    „Aber wenn du alles so genau siehst, warum lässt du Colin nicht hinter dir?“
    „Ich kann nicht damit aufhören. Es ist wie ein Zwang. Mein Verstand sagt vergiss ihn, aber mein Herz klammert sich an ihn, wie eine Seepocke.“
    Ich brach ab. Patricia sah mich mitleidig an. Sie legte sanft einen Arm um meine Schultern.
    „Alles wird wieder gut. Irgendwann.“
    „Ich weiß“, flüsterte ich, „Colin war alles, wonach ich mich je gesehnt habe. Jeder Gedanke galt ihm, jeden Atemzug und jeden Herzschlag habe ich für ihn getan. Mein Leben hätte ich für ihn geopfert und nun ist alles weg. Das schwarze Loch in meinem Innern ist noch schmerzhafter, als es die unerwiderten Gefühle waren.“
    Tränen liefen mir über die Wangen. Sie schmeckten salzig, wie das Meer. Wenn ich nur genug Tränen vergösse, könnte ich mich auflösen und ins Meer fließen. Mir fiel Hans Christian Andersens Meerjungfrau ein. Sie setzte alles auf eine Karte und verlor. Ich hatte auch verloren, im Gegensatz zu der Meerjungfrau war ich allerdings nicht mutig genug so hoch zu pokern.
    Patricia zupfte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und reichte es mir.
    „Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst.“
    „Du kannst nichts dafür. Ich bin selbst schuld. Wenn ich Colin mit meinen Gefühlen konfrontiert und er abgelehnt hätte, dann könnte ich vielleicht einen Schnitt machen – so ist da immer noch dieses: was hätte sein können.“
    „Verstehe ich. Aber dich einzuigeln hilft auch nicht weiter – es würde dir bestimmt guttun dich etwas umgarnen zu lassen.“
    „Ich kann das nicht. Dabei hätte ich ein schlechtes Gewissen. Ich will keinem falsche Hoffnung machen“, wehrte ich ab.
    „Aber sieh es doch mal so: wer weiß, ob nicht mehr draus wird?!“
    Als wäre dies das Stichwort gewesen, klingelte mein Handy. Als ich das Gespräch annahm und erstaunt: „Fin?!“ sagte, grinste Patricia und zeigte mit beiden Daumen nach oben.
    „Ins Kino?“
    Patricia nickte heftig.
    „Ja, gerne. Wann?“
    „Ok, wir sehen uns zu Hause. Bis später.“
    Patricia drückte mich überschwänglich an sich.
    „Der Junge hat ein perfektes Timing.“
    „Hast du ihm den Tipp gegeben?“, argwöhnte ich.
    „Niemals! Aber ich hätte es nicht besser planen können.“
    Ich sah auf die Uhr.
    „Wenn ich pünktlich sein will, muss ich jetzt los.“
    Patricia sprang auf und klatschte aufgeregt in die Hände.
    „Ich wünsche dir einen tollen Abend und erzähl mir alles! Versprochen?“
    „Ja, versprochen.“

    Als Finlay an meine Zimmertür klopfte und fragte, ob ich fertig sei, schlug mein Herz einen Schlag schneller. Ich wusste nicht, ob es die nervenaufreibende Anprobe der passenden Garderobe war oder der Gedanke, nach ewigen Zeiten ein Date zu haben.
    „Hey Lea, gut siehst du aus.“
    Finlay lächelte, und ich überlegte in Panik auszubrechen. Er sah auf jeden Fall ein Date in unserem Kinobesuch. Ich hatte ihn noch nie so chic gesehen. Schwarze Jeans, Lederschuhe, weißes Hemd. Gut rasiert und sogar die wilden Locken hatte er gezähmt.
    „Und wer sind sie“, versuchte ich einen Scherz, „sie können unmöglich Finlay Monroe sein. Der lächelt nie.“
    Ein Anflug von Röte flog über sein Gesicht.
    „Wer weiß? Es könnte lohnen ihn näher kennenzulernen.“
    Unser Gespräch ging eindeutig in eine Richtung, die mir nicht zu sagte. Schnell wechselte ich das Thema.
    „Welchen Film möchtest du anschauen?“
    „Es gibt den neuen Science Fiktion Film mit Matt Damon, Elysium und einen neuen Film mit Jennifer Aniston.“
    „Ich bin für Elysium“, entschied ich.


    Ich war kein ein Fan von Jennifer Aniston, außerdem hatte ich keine Lust auf Beziehungsschmus. Was ich nicht bedachte war, dass mich Action-Filme immer nervös machten, wenn ich die Hauptfigur mochte. Und Matt Damon mochte ich. Während also auf der Leinwand die Fetzen flogen, verhakte ich meine Finger ineinander, um die Spannung auszuhalten und zuckte regelmäßig zusammen, wenn etwas Unvorhergesehenes passierte. Irgendwann konnte Finlay es nicht mehr mit ansehen.
    „Wir hätten doch lieber den anderen Film ansehen sollen?“ Er nahm meine Hände in seine und streichelte sie behutsam. Langsam ließ die Spannung nach. „Ich wusste gar nicht, dass du so schreckhaft bist.“
    „Tut mir leid.“
    Ich hatte den falschen Film ausgesucht. Über Jennifer Anistons Beziehungschaosfilm hätte ich hinterher wenigstens herziehen können. So machte ich Finlay zum Retter in der Not und es war nicht unangenehm. Seine Hände waren weder rau noch grob und er roch nach frischem Wind und einem herb-fruchtigen Aftershave. Unfreiwillig schlich sich Colin in meine Gedanken. Ich verfiel ihm, als ich ihm das erste Mal begegnete. War es sein gut geschnittenes Gesicht, seine geschmeidigen Bewegungen, seine samtige Stimme? Es war all das und noch mehr. Als er mir die Hand gab, ein fester Händedruck, mir direkt ohne Umschweife in die Augen sah und mich sein Duft einhüllte, wurde mein Hirn von einer Welle des Begehrens überflutet. Colin lächelte und seine Augen strahlten. Er hielt immer noch meine Hand.
    „Freut mich sie kennenzulernen Lea. Ich bin froh, dass sie sich entschlossen, haben bei uns anzufangen.“
    „Danke Sir“, presste ich heraus.
    Eigentlich war ich nicht auf den Mund gefallen, aber in Colins Gegenwart ging mir jede vernünftige Antwort flöten. Jedes Mal wenn ich direkt mit ihm zu tun hatte, und das kam immer öfter vor, setzte meine Sprachsteuerung aus. Ich redete zu viel, zu schnell und dummes Zeug. Je mehr ich Colin beeindrucken wollte, desto schlimmer wurde es und doch arbeiteten wir gut zusammen. Ich war der Theoretiker und er der Praktiker. Colin vertraute mir und gab Dinge von sich preis, die niemand außer mir wusste. Er war einer der wenigen Menschen, die es fertigbrachten, wie ein Sonnenstrahl in meine innere Dunkelheit, die mich seit dem Tod meiner Eltern anfüllte, einzudringen und mich zum Lachen zu bringen. Im Gegenzug hätte ich alles für ihn geopfert.
    „Hat dir der Film gefallen?“, fragte Finlay und riss mich aus meinen Gedanken.
    Wir folgten den anderen Kinobesuchern nach draußen.
    „Ja, danke.“
    „Und etwas Gutes hatte es doch“, er lächelte und ich wusste genau, was er sagen wollte, „ich durfte deine Hand halten.“
    Ich schwieg. Was gab es dazu zu sagen? Ich wollte Finlay nicht wehtun und ihn auch nicht ermutigen. Konnte man sich noch elender fühlen. Neben mir ging ein gutaussehender Mann, der mich anflirtete, und wenn ich ihn ein klein wenig ermutigte, könnte ich heute Nacht vermutlich Sex haben. Finaly war geschickt mit den Händen. Ich hatte seine Skulpturen gesehen ... und wenn man der Legende glauben durfte, waren geschickte Handwerker auch gute Liebhaber. Aber stattdessen dachte ich an Colin.
    „Was hat er dir getan?“
    Finlay riss mich aus meinen Gedanken.
    „Was meinst du?“, fragte ich zurück, um Zeit zu gewinnen.
    „Du lässt niemand an dich heran, obwohl du dich nach Zärtlichkeit geradezu verzehrst. Und sag nicht Nein. Ich weiß, dass ich recht habe.“
    Schweigend gingen wir nebeneinander her. Der Himmel war sternenklar und die Bucht lag glatt wie ein gestärktes Laken vor uns. Wir setzten uns auf eine Bank.
    „Fin“, ich brach ab.
    „Ja?“, er wandte sich mir zu.
    „Er – er hat mir nichts getan.“
    „Was ist es dann?“, fragte er erstaunt.
    „Liebe kann man nicht an und abschalten. Und man kann auch nicht davon laufen. Man kann es versuchen, aber es klappt nicht. Ich glaube, dass macht es nur noch schlimmer.“
    „Stimmt“, Fin strich mir liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht, „gegen ein Phantom kann ich nicht ankämpfen.“
    „Oh Fin“, Tränen drängten sich hinaus und rannen mir über die Wangen, „ich bin so unendlich traurig. Und es tut mir so leid.“
    „Das muss es nicht. Alles ist gut.“
    Finlay zog mich in seine Arme. Seine Wärme hüllte mich ein. Sein Herz schlug schnell. Er strich mir über das Haar, drückte einen Kuss auf meine Stirn. Tränen durchnässten sein Hemd. Ein heftiges Schütteln durchzog meinen Körper.
    „Und jetzt?“, schluchzte ich.
    „Unter anderen Umständen würde ich dich jetzt küssen“, flüsterte er und drückte mir kleine Küsse auf die Schläfen, „ich würde dich liebkosen“, seine Finger strichen über meinen Hals und meinen Nacken, „solange, bis du mir alles gibt’s was ich will.“
    Finlay küsste mich. Es tat gut. Wirklich gut. Finlay war ein guter Küsser. Genau die richtige Mischung zwischen Leidenschaft und Zartheit. Ich wollte loslassen. Wollte, dass es Finlay wäre, aber es ging nicht. Ich hätte Sex mit ihm haben können, einfach so. Einen One-Night-Stand. Ich könnte die Augen schließen, mich verwöhnen lassen, nicht an Colin denken. Ich würde es nicht schaffen, nicht an ihn zu denken. Obwohl es kein Versprechen zwischen uns gab, Nichts, hatte ich das Gefühl ihn zu betrügen. Und Finlay verdiente es nicht benutzt zu werden. Er hob den Kopf und sah mich an.
    „Du bist wunderschön. Und wenn du wüsstest, was ich gerne alles mit dir tun würde ...“, er lächelte spöttisch, „ich wette du würdest mit fliegenden Fahnen zu mir überlaufen. Aber ich denke, was auch immer du für ein Ding am Laufen hast, es ist noch zu früh für mich.“ Finlay stand auf, „allerdings gebe ich nicht auf. Das ist nicht mein Ding.“
    Er streckte mir die Hand hin. Ich legte meine Hand in seine. Finlay zog mich von der Bank.
    „Lass uns heimgehen. Du brauchst Schlaf, damit du bald wieder klar sehen kannst.“
    „Danke, du bist lieb.“
    „Ich weiß. Und ehrlich gesagt, das macht mir überhaupt keinen Spaß.“
    „Trotzdem danke.“
    Hand in Hand gingen wir schweigend nach Hause.

    In der Bücherei bereiteten wir eine Lesung für den Samstag vor. Ich war froh viel zu tun zu haben. So konnte ich mich von den Gedanken an Finlay und Colin ablenken. Zumindest tagsüber. Dafür spielte mir mein Unterbewusstsein nachts besonders schlimme Streiche. Mehrmals träumte ich davon, dass mich Colin in einem unpassenden Augenblick mit Finlay erwischte, und zwei Mal sah ich Colin in den Flammen sterben. Schweißgebadet wachte ich auf und konnte keinen Schlaf mehr finden. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Jeden Abend ging ich angstvoll zu Bett. Ich las solange, bis mir die Augen zu fielen. Es nutzte nichts.
    Am Samstag war ich so erschöpft, dass ich verschlief und Misses Smith sich genötigt sah, mir einen Tadel auszusprechen.
    „Miss Winter“, sie schob sich die Brille zurecht, um mich genau in Augenschein zu nehmen, „ich bin wirklich zufrieden mit ihrer Arbeit. Aber Zuspätkommen mein liebes Kind – das geht nicht. Aus Prinzip wissen sie.“
    „Ja, Misses Smith. Ich verstehe.“
    Es lag mir auf der Zunge zu sagen „da könnte ja jeder kommen“, aber ich war zu müde. Außerdem mussten noch einige Dinge erledigt werden. Patricia spähte um die Ecke eines Regals und gab mir einen eindeutigen Wink.
    „Kann ich jetzt gehen? Ich muss noch ein paar Dinge überprüfen.“
    „Gehen sie nur. Gehen sie.“
    Misses Smith nickte nachdenklich. Sie schien im Geiste schon mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Ich beeilte mich aus ihrem Blickfeld zu kommen.
    „Was ist los Pat?“
    „Hm, nicht viel“, flüsterte sie verschwörerisch, „bis auf den heißen Typen, der gerade hereingekommen ist.“
    „Wo?“
    Ich sah mich suchend um.
    „Da vor dem Tresen. Er sieht sich gerade das Programm für die Lesung an.“
    Mein Blick blieb an einem gut gewachsenen eleganten Mann hängen.
    „Colin.“
    Er drehte sich um. Obwohl ich mir sicher war, dass ich nicht laut gesprochen hatte.
    „Lea.“
    Er kam auf mich zu.
    „Was! Das ist DER Colin“, Patricia war begeistert, „jetzt weiß ich, warum du so verliebt bist.“
    Ich drehte mich um und lief weg. Colin! Er hatte mich gesucht und gefunden.
    „Lea“, rief er hinter mir, „bleib stehen. Du weißt, ich bin schneller als du.“
    Ich blieb abrupt stehen. Blöd in der Bücherei weglaufen zu wollen. Hinter jeder Ecke lauerte eine Sackgasse und es gab nur drei Ausgänge, von denen zwei verschlossen waren. Als ich mich umdrehte, stand er vor mir. Seine dunkelblauen Augen sahen ruhig auf mich hinab. Mir blieb beinahe das Herz stehen und ich hielt den Atem an. Fieberhaft überlegte ich, was ich sagen sollte. Colin wartete nicht, bis mir etwas eingefallen war. Er zog mich mit festem Griff in seine Arme und küsste mich so energisch, dass mein Gedankenkarussell sofort zum Stillstand kam. Seine Lippen ließen meine nicht entkommen. Es fühlte sich an, als würde ich Feuer schlucken. Jede Zelle meines Körpers strebte ihm zu. So war es von Anfang an gewesen und nun war er hier. Als Colin den Kopf hob, und mich mit diesem schmerzlichen Ausdruck ansah, kamen mir die Tränen.
    „Warum?“, fragte er mit rauer Stimme, „warum bist du gegangen.“
    „Es tut mir so leid“, flüsterte ich, „ich ... .“
    „Nein, bitte. Mir tut es leid. Ich war dumm. Ich hätte dir sagen sollen, was ich für dich fühle. Als ich im Krankenhaus aufwachte, fragte ich nach dir. Sie sagten mir, du wärst unauffindbar.“
    „Verzeih.“
    Colin küsste mich erneut. In meinem Innern explodierte eine Sonne. Hitze überflutete mich.
    „Ich will, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Es ist ein blöder Spruch, aber ich wusste erst wie sehr, als du fort warst.“ Sein Blick ließ mich nicht los. „Sag mir eins: komme ich zu spät?“
    „Wie meinst du das?“
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Nun, ich habe deine Cousins gesehen.“
    „Du hast sie gesehen?“
    „Ja. Ich habe sie mir angesehen. Du kennst mich, ich weiß gerne bescheid über das, was auf mich zu kommt. Also was deine Cousins betrifft, ich kann das als Mann vielleicht nicht so gut beurteilen, aber die sehen verdammt gut aus. Und ich hoffe, du bist deiner Freundin Patricia nicht böse, aber sie erzählte mir, dass sich der eine, Finlay heißt er, glaube ich, sehr für dich interessiert.“
    „Du hast mit Patricia gesprochen?“
    „Sie hat mich angerufen und mir den entscheidenden Tipp gegeben. Wer weiß, wie lange ich noch gebraucht hätte, um dich zu finden. Dafür werde ich ihr mein Leben lang dankbar sein.“
    „Da fehlen mir die Worte“, ich war völlig perplex.
    „Das macht nichts“, Colin zeigte sein strahlendes Lächeln, „zum Reden haben wir noch ein Leben lang Zeit.“
    Er zögerte einen Moment.
    „Ich meine, wenn du willst.“
    „Soll das heißen …“, ich traute mich nicht es auszusprechen.
    „Ich liebe dich“, sagte er schlicht. „Ich gebe es zu, und das macht mich nicht stolz, ich war sehr unreif, was meine Gefühle und meine Gründe betrifft. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen und investierst den Rest deines Lebens in meine Gefühlsausbildung.“
    Wir sahen uns an. Worte mussten nicht gewechselt werden. Dazu kannten wir uns lange genug. Colin hauchte viele kleine Küsse auf mein Gesicht.
    „Miss Winter? Die ersten Gäste stehen vor der Tür.“
    „Colin ich muss arbeiten“, flüsterte ich. „Misses Smith hat mir vorhin deutlich erklärt, wie sie zu Unpünktlichkeit steht.“
    Als Antwort darauf küsste er mich.
    „Ich könnte dich entführen“, schlug er vor.
    „Wenn du mich noch lange so anschaust, könnte ich schwach werden. In all der Zeit habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht als dass. Aber ich kann meine Kolleginnen nicht im Stich lassen.“
    „Ich weiß“, Colin seufzte leicht theatralisch, „aber ich werde dich keinen Moment aus den Augen lassen, sonst kommt mir noch dein Cousin dazwischen.“
    „Eigentlich sind wir nicht wirklich Cousins. Finlays Dad und meiner sind Stiefbrüder.“
    „Gut zu wissen, nur ändert das nichts daran, dass er eine Vorliebe für dich hat.“
    „Lea. Psst!“, Patricia schaute um die Ecke, „tut mir leid, aber es wird langsam brenzlig.“
    „Ich komme.“
    Bevor Colin mich gehen ließ, küsste er mich noch einmal.
    „Und danach gehörst du mir“, flüsterte er mir ins Ohr, „mit Haut und Haar und allem, was dazugehört.“
    Ein erregendes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit. Ich stellte mir vor, wie er die Knöpfe meiner Bluse öffnete, ganz langsam, einen nach dem anderen oder wie er mir die Kleider vom Leib riss, weil er es nicht mehr erwarten konnte. Zu weiteren Überlegungen kam ich nicht. Patricia nahm mich am Arm und schob mich energisch Richtung Foyer. Miss Smith öffnete gerade die Tür und ließ die ersten Gäste herein.
    „Keine Minute zu spät“, stellte Patricia fest, „ich weiß, du bist gerade in höheren Spähren, aber erinnerst du dich, dass du die Abendkasse hast?“
    „Ja, dunkel.“
    „Auf eure Plätze Mädchen.“
    Misses Smith klatschte in die Hände.
    „Misses Smith, es wäre mir eine Ehre ihnen meine Hilfe anzubieten“, Colin reichte ihr die Hand, „ich bin Colin Donell, ein guter Freund von Miss Winter.“
    Colin strahlte sie offen an. Patricia und ich beobachteten die Szene gespannt. Misses Smith war nicht dafür bekannt andere Menschen schnell in ihr Herz zu schließen. Ihr Vertrauen musste man sich hart verdienen.
    „Danke Mister Donell“, wir hätten schwören können, dass sie errötete, „ich welchem Bereich sind sie tätig?“
    „Milliarden verwalten Misses Smith.“
    Sie drehte sich zu mir um und ich nickte ihr bedeutungsvoll zu.
    „Kein Scherz?“
    „Kein Scherz! Ich könnte ihre Abendkasse übernehmen.“
    „Dann Mister Donell zeigen sie uns, was sie können.“
    Misses Smith machte eine huldvolle Handbewegung und Colin ging hinter den Tresen, um den Eintritt zu kassieren.
    „Unglaublich. Der Mann ist ein Zauberer“, Patricia konnte es nicht fassen, „kein Wunder, dass du dich in den verliebt hast.“
    Colin zwinkerte uns zu.
    „Ihr könnt euch jetzt um die wichtigen Dinge kümmern.“
    Bevor ich mich in den Lesesaal begab, um die Gäste willkommen zu heißen und die Plätze zu zuweisen, ging ich noch einmal zu Colin.
    „Sag mir, dass dies nicht nur ein Traum ist. Ich habe Angst, wenn ich wiederkomme, bist du fort und ich wieder alleine.“
    Er lächelte.
    „Mach dir keine Gedanken. Ich bin hier und ich werde dir bestimmt keine Gelegenheit zur Flucht mehr geben.“
    Er beugte sich zu mir über den Tresen und flüsterte:
    „Wenn ich dich nachher ins Hotel entführe, werde wir das Abendessen wohl auslassen müssen.“
    „Ich bin sowieso zu aufgeregt.“
    „Du bist so süß, wenn du rot wirst“, er hauchte mir einen Kuss auf die Wange, „jetzt geh, sonst kommt Misses Smith mir noch aufs Dach.“
    Ich zögerte. Colin sah mich zärtlich an.
    „Ich liebe dich. Ich bin gleich bei dir.“
    Patricia nahm mich bei der Hand.
    „Der läuft nicht weg, glaub mir“, sie grinste verschwörerisch, „als ich ihm sagte, wo du bist, hat er ein paar Tränen verdrückt. Ich hab`s genau gehört - am Telefon.“
    „Danke Pat.“
    „Kein Ding“, sie drückte meine Hand, „ich bin froh, dass du glücklich bist.“
    „Mehr als das, Pat, mehr als das.“
    Nie ging es mir besser. Der Gedanke, dass Colin mich auch liebte und bei mir war, ließ mich auf Wolken schweben und das fühlte sich so gut an.

  • Ein Wort - zehn SätzeDatum10.02.2014 10:38
    Thema von CaroSusi im Forum Ministorys/Fingerübungen

    Kaputt

    „Du hast es kaputtgemacht!“, brüllte Andreas.
    Fassungslos starrte er auf sein Modellflugzeug.
    Anja zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    „Scheiß Hobby, beschäftige dich lieber mit mir.“
    Ihre Blicke begegneten sich.
    „Mach das nicht noch mal!“
    Anja drehte sich wortlos um, goss sich eine Tasse Kaffee ein.
    „Und wenn doch?“, fragte sie aufreizend, „was willst du dann tun?“
    „Dann wird es das letzte Mal sein“, sagte Andreas kalt und schlug zu. Anjas Genick zerbrach so leicht, wie die Flügel des Modellflugzeugs, als sie auf die Tischkante krachte.

    Apfel

    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sie betrachtete den Vater ihres Freundes interessiert. Sie sahen sich ähnlich, groß, blaue Augen, dunkles Haar. Allerdings gehörte dem Vater ein Haus, ein schnelles Auto und die Firma, in der er arbeitete. Er hielt ihre Hand eine Sekunde zu lange. Sie lächelte. Seine Augen wanderten. Zwei Stück Zucker versanken im Kaffee. Seine Augen versanken auch. In ihrem Dekolleté.

    Meise

    Da kommt sie wieder! Den ganzen Vormittag sitze ich hier und sehe zu, wie sie sich bei uns bedient. Aber ich habe Geduld. Viel Geduld. Ich kriege sie. Eine Warnung für alle anderen, die hier ungefragt auftauchen. Ich beiße ihr den Kopf ab und lege sie meinen Leuten vor die Tür. Ein hübsches Geschenk! Aber vorher habe ich noch meinen Spaß mit ihr und breche ihr die Flügel. Dann hast du ausgepickt, du blöde Meise!

  • BeiträgeDatum29.11.2013 11:05
    Thema von CaroSusi im Forum Plauderecke

    Gäste sind in unserem Forum herzlich willkommen, dürfen gerne lesen und auch konstruktive Kommentare abgeben. Wer einen Text einstellen möchte, darf das gerne tun, sollte aber bitte keine Fantasietexte aus bunt zusammengewürfelten Buchstaben, die weder Sinn noch Unsinn ergeben, oder Ähnliches einstellen.

    Liebe Grüße

    der Administrator

  • Scharfe SachenDatum27.10.2013 12:48
    Thema von CaroSusi im Forum Ministorys/Fingerübungen

    Senf, Sojasoße, scharfer Pfeffer, saure Gurken, Gewürze, Ketchup & Mayo
    die Worte sollten im Text verarbeitet werden.


    Sein Geschmack bei Frauen gleicht
    einem abstrusen Mischmasch aus den verschiedensten Gerichten und Gewürzen. Süße Pfannkuchen mit scharfem Pfeffer, den man erst schmeckt, wenn man in Vorfreude auf das lockere Gebäck einen herzhaften Bissen genommen hat. Chinesisches Gemüse, zart wie Eierschaum, in einer würzigen Sojasoße versetzt mit einem Esslöffel Löwensenf, extra stark, der alles überdeckt. Oder einem delikaten italienischen Pastagericht mit Steinpilzsoße, dessen exquisiten Geschmack jemand mutwillig mit Ketchup und Mayo verunstaltet hat und von dessen betörendem Aroma nichts übrig geblieben ist.
    Auf diese Eskapaden folgt regelmäßig eine bösartige Magenverstimmung, an der er mich durch lautes Jammern und abgrundtiefem Stöhnen über die Ungerechtigkeiten des Lebens intensiv teilhaben lässt.
    Ich bin froh, dass er sich gerade in einer saure Gurkenzeit befindet und keine seiner geschmacksverirrten Frauen seinen Weg kreuzt.
    Bis heute. Ich höre schon an seiner Stimme, als er mich anruft, dass sich etwas in dieser Richtung ereignet hat. Seine Stimme bekommt dann diese cremige Konsistenz.
    „Sie ist so süß wie Ananas und hat eine Haut wie Pfirsich“, perlt es aus ihm heraus.
    „Aber nur so lange du nicht merkst, dass da auch der Wurm drin ist“, ploppe ich zurück.
    „Spielverderber“, gluckst er ungnädig und legt auf.
    Er kann mir später nicht vorwerfen, ich hätte ihn nicht gewarnt.

    Dazu war der Anfang des Textes (siehe oben, dick gedruckt) vorgegeben.

  • Rod Steward, Rhythm of my heartDatum27.10.2013 12:45
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Ausgang verpasst

    Die Trommeln schlugen im Rhythmus meines Herzens. Immer schneller und drängender. Ich konnte mich kaum auf meine Gedanken konzentrieren. Suchend blickte ich mich nach einem Ausgang um. Wenn ich in diesem wirbelnden Chaos nicht untergehen wollte, musste ich hier raus. Frische Luft schnappen, wieder zu klarem Verstand kommen. Ich drängte mich durch die tobende Menge. Der süßliche Geruch, geschwängert von Alkohol und Schweiß, machte mich benommen. Normalerweise war ich für solche Äußerlichkeiten nicht anfällig. Etwas musste passiert sein, das ich nicht bedacht oder bemerkt hatte. Immer stärker wurde der Schwindel in meinem Kopf, die Gedanken kreisten in einer Geschwindigkeit, die es mir unmöglich machte sie anzuhalten. Mein Blick taumelte hin und her. Jetzt stieg auch noch Übelkeit in mir auf. Ich sah die rettende Tür vor mir, fasste nach der Klinke und versackte in dicker wattierter Dunkelheit.

  • Black Eyed Peas, where is the loveDatum27.10.2013 12:44
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Wohin?

    Wo ist die Liebe hin?
    Ich erinnere mich,
    Als wäre es gestern gewesen.

    Du sahst mich an.
    Ein Lächeln, ein Blick.
    Es war um mich geschehen.

    Die Zeit mit dir
    Verging wie im Flug.
    Auf und ab mit dem Leben.

    Tausend Küsse gabst du mir.
    Die tausend harten Schläge
    Konnten sie nicht ausgleichen.

    Wo ist die Liebe hin?
    Sag mir nur ein Wort.
    Du schweigst beharrlich.

    Wo ist die Liebe hin?
    Begleiche ich nur meine Schuld
    Für das, was du mir gabst?

    Liebe ist keine Abrechnung.
    Ist keine Währung,
    In Geben und Nehmen.

    Du sagst kein Wort
    Siehst mich nicht an.
    Wo ist die Liebe hin?

    Ich gehe
    Blicke nicht zurück.
    Folge der Liebe.

  • Jason Derulo, Take me to the other sideDatum26.10.2013 14:17
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Der Marquis - Teil II

    „Bringen sie mich auf die andere Seite!“
    Leas Stimme duldete keinen Wiederspruch. Aber der Marquis wäre nicht der, der er war, wenn er diese Aufforderung ohne Kommentar hingenommen hätte.
    „Und du bist sicher, dass du weißt was du tust?“
    Es war keine Frage auf die er eine Antwort von ihr erwartete, dazu kannte er sie zu gut. Aber etwas in ihrer Entschlossenheit und der Loyalität gegenüber ihrem alten Meister rührte ihn. Es war so menschlich. Niemals ein Nein akzeptieren. Es gab eine Zeit, Äonen her, in der er ebenso dachte. Am Ende hatte ihn diese Beharrlichkeit das Leben gekostet, das er bis dahin kannte, und ihn zu dem gemacht, was er war. Das Oberhaupt der grauen Wächter. Niemand hatte mehr Macht als er.
    „Nein, ich weiß nicht was mich erwartet“, gab Lea zu, „aber ich habe ein Schuld auf mich geladen, die ich abzahlen muss und auch sie, mit ihren schlauen Sprüchen, können meine Meinung nicht ändern.“
    Der Marquis zog erstaunt die Augenbraue hoch. Mit sovielen Informationen hatte er nicht gerechnet. Für einen kurzen, sehr kurzen, Moment überlegte er, ihr die Wahrheit über das zu sagen, was sie auf der anderen Seite erwartete. Seine Neugier hinderte ihn daran.
    In den hunderten Jahren seiner Existenz war er vielen Frauen begegnet. Manche hatte er anziehend gefunden, einige waren exotisch und andere hatten ihn belustigt. Lea war die erste Frau, die seine Intelligenz forderte. Davon abgesehen, dass sie einen wohlgeformten geschmeidigen Körper und ein apartes Gesicht hatte, war sie klug und ihre Auffassungsgabe rasant. Es interessierte ihn, wie weit sie bereit war zu gehen. Ein Experiment, das ihn eine Zeitlang seine Langeweile vergessen ließ.
    Lea war die erste Frau, die er nicht bezirzen konnte. Das imponierte ihm. Der Marquis betrachtete es als Herausforderung ihren Willen zu untergraben, bis sie sich ihm freiwillig hingab.
    „Ich warte.“
    „Nun, dann“, der Marquis machte eine einladende Handbewegung, „folge mir.“
    Er reichte ihr die Hand. Widerwillig ergriff Lea sie. Entgegen ihrer Erwartung, war sein Griff warm und fest. Ohne die Verbindung zu ihm, wäre es für einen Menschen unmöglich die andere Seite zu betreten.
    „Bleib dich bei mir“, befahl der Marquis. „Der Übergang ist nicht ungefährlich. Wenn wir getrennt werden, könntest du verloren gehen und niemand würde dich je wiederfinden. Und das wollen wir doch nicht.“
    Lea hörte den spöttischen Unterton in seiner Stimme, aber die innere Unruhe, die sie trotz ihrer Kühnheit verspürte, hielt sie davon ab, etwas zu erwidern.

  • Eminem, I`m not afraidDatum26.10.2013 14:13
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Der Marquis - Teil I

    „Ich habe keine Angst vor ihnen!“
    Lea sagte es so ruhig, als hätte sie verkündet, die Sonne würde scheinen. Aber ihr zorniger Gesichtsausdruck und ihre zu Schlitzen zusammengezogenen Augen zeigten deutlich, wie ernst es ihr war. Der Marquis machte einen Schritt auf sie zu. Sofort trat sie den Rückzug an und hob den langen Stab zur Abwehr. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest umfasste sie das kunstvoll geschnitzte Holz mit dem goldverzierten Elfenbeinkopfstück. Das Erbe ihres Meisters.
    „Versuchen sie es gar nicht erst!“, warnte Lea ihn, „ich weiß wer sie sind und was sie getan haben!“
    Der Marquis lächelte und entblößte seine weißen Zähne. In aller Ruhe rückte er seine Krawatte zurecht. Wischte ein imaginäres Stäubchen von seiner Schulter. Dabei ließ er Lea keine Sekunde aus den Augen. Er wusste, wen er vor sich hatte. Die letzte Meisterschülerin des alten Sato. Die einzige Person in diesem minderwertigen Universum, die ihm und seines gleichen gefährlich werden konnte, nachdem der alte Meister sein Leben unter Qualen beendet hatte. Alles hat seinen Preis, dachte er.
    „Das bezweifele ich“, der Marquis maß Lea von oben bis unten. Er schien abzuschätzen, wie wehrhaft sie wirklich war. „Du glaubst, etwas zu wissen – aber das ist nur ein Bruchteil von dem, was wahr ist.“
    „Wahr!“
    Lea spuckte das Wort geradezu heraus. Vor Wut zitterte sie am ganzen Körper. Was dachte sich der Mistkerl? Wollte er sie einlullen und schwächen? Solche Winkelzüge hatte der Marquis nicht nötig. Er war ein grauer Wächter. Sie hätte nicht den Hauch einer Chance gegen ihn, wenn Meister Santo sie nicht in den alten Künsten und Weisheiten unterrichtet hätte.

  • Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Paris ist für Liebende

    Ich gehe die Straßen, die ich mit dir gegangen bin. Die Sonne scheint. Damals geregnete es. Paris im Regen, sagtest du, ist für Liebende. Ich hätte ich nicht herkommen sollen. Aber der Mensch ist ein merkwürdiges Geschöpf. Früher oder später kehrt er an den Ort seiner Erinnerungen zurück. Ich wandere als ein Tourist unter vielen am Ufer der Seine entlang. In dem Jahr meiner Abwesenheit hat sich kaum etwas verändert und doch, Paris hat seinen Charme verloren. Ich gebe dir Recht. Paris ist für Liebende.
    Damals wäre ich mit dir überall hingegangen. Bis ans Ende der Welt. Soweit sind wir nicht gekommen. Es reichte bei dir nur für das Ende meines Urlaubs. Zeit sich die Tränen vom Gesicht zu wischen und nach vorne zu sehen. Paris ist für Liebende. Vielleicht irgendwann auch wieder für mich.

  • Frank Ocean, LostDatum23.10.2013 11:17
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Verloren

    Verloren
    Im Nirgendwo
    Irgendwo
    Zwischen den Welten

    Verloren
    Auf dem Weg
    Zu mir
    Traf ich dich

    Verloren
    Im Durcheinander
    Meiner Gefühle
    Für dich

    Verloren
    Wie du
    Zwei Suchende
    Auf der Reise

    Verloren
    Zwischen den Welten
    Gefunden
    Nie mehr allein

  • Birdy, WingsDatum22.10.2013 08:27
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Zurück

    Der Weg nach Hause war lang. Der Bummelzug hielt mit quietschenden Rädern an dem kleinen Bahnhof. Ein einziger Bahnsteig im Nirgendwo und das Bahnhofsgebäude nicht mehr als ein baufälliges Häuschen. Ich stieg aus. Niemand erwartete mich. Selbst wenn jemand gewusst hätte, dass ich zurück wäre, würde keiner kommen, um mich abzuholen. Dazu war zu viel Zeit vergangen.
    Ich klopfte an die Tür des Bahnhofshäuschens. Ein alter Herr in einer antiquierten Uniform öffnete atemlos. Er sah mich verwirrt an. Entweder, weil er mich wiedererkannte, ich wusste genau, wer er war, oder weil ich ihn bei seinem Mittagsschlaf störte. Ich bat Mister Johnson, meinen Koffer bei ihm unterstellen zu dürfen. Nachdem ich ihm eine fünf Pfund Note in die Hand gedrückt hatte, stimmte er zu.
    „Aber wieder abholen“, nörgelte er mit seiner kratzigen Stimme, „wenn das jeder machen würde. Hier ist doch keine Gepäckaufbewahrung.“
    Ich versprach es. Dann verließ ich den Bahnhof. Es gibt Orte auf dieser Welt, die sich nicht verändern. Solange du dort lebst, bemerkst du es nicht. Wenn du fortgehst, erstarren sie. Als ob sie in einer zähen Schicht aus Bernstein eingegossen würden. Umgeben vom nostalgischen Glanz der Vergangenheit, der nur die guten Erinnerungen durchscheinen lässt und die schlechten mit einer Schicht aus Patina bedeckt. Konserviert und bewegungslos bis ans Ende aller Tage.

  • Beach Boys, California DreamingDatum22.10.2013 08:26
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Die schwarze Kathedrale

    Es war heller Tag. Die Herbstsonne strahlte golden über einem wolkenlosen Himmel, und doch ging von der Kathedrale eine Kälte aus, die ich von einem Gotteshaus nicht erwartete. Die Mauern bestanden aus dunklen Steinquadern, die wohl die Wärme des Tages anzogen, aber nichts davon abgaben. Über dem Hauptschiff thronte eine monströse Kuppel, deren höchster Punkt von einem ungewöhnlich geformten Kreuz geschmückt wurde. Es sah aus, als hätte man es einer feurigen Prüfung unterzogen. Es war zwar als Kreuz zuerkennen, aber die Silhouette war abnorm verzogen.
    Mich befiel ein mulmiges Gefühl, als ich die breite Treppe zum Portal hinauf schritt. Über der schweren, circa vier Meter hohen, Eichentür, die mit verschlungenen Mustern bedeckt war, prangte eine kolossale Fensterrose aus Buntglas. Von außen betrachtet konnte ich die Farbe des Glases nicht bestimmen, wusste aber aus Berichten, dass es blutrot gefärbt war, wie auch die anderen Kirchenfenster. In meiner Vorstellung sah ich mich in einer Flut aus tiefrotem Licht den Mittelgang des sakralen Gebäudes entlang schreiten. Auf die Gläubigen der alten Zeit muss dieser Bau wie eine Vorahnung auf die Hölle gewirkt haben. Nicht umsonst trug die schwarze Kathedrale den keineswegs schmeichelhaften Beinamen Teufelskirche. Das ganze Bauwerk war ein Paradox an sich. Welch krankes Hirn hatte sich diese Scheußlichkeit ausgedacht?
    An verschiedenen Ecken und Erkern, auf Säulen und Dachfirsten hatte man Wasserspeier mit den bizarrsten Fratzen angebracht. Neben dem Kirchenportal standen zwei Engel aus schwarzem Marmor. Ihre ernsten, ja beinah boshaften, Gesichter erweckten nicht den Anschein, als wären sie über mein Kommen erfreut. Ich ahnte, dass es ihnen nicht gefallen würde, wenn ich ihnen das Geheimnis der Entstehung und des Daseins ihrer Kathedrale entrisse, aber genau dies war mein Auftrag.
    Pater Antonio bat mich, mit aller Vorsicht zu Werke zu gehen. Ich nahm ihn, leichtsinnig, wie ich war, nicht besonders ernst, bis ich meine Hand auf die eiserne Klinke des Portals legte. Sofort zog ich sie mit einem Schmerzensschrei zurück und wedelte sie wild hin und her. Das Metall war glühend heiß. In meiner Handfläche zeichnete sich der Abdruck des Türgriffs ab. Zum Glück trug ich das Schutzzeichen, das Antonio mir zum Abschied gegeben hatte, was eine schlimmere Verbrennung verhinderte. Ich wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass die beiden Engel hämisch grinsten.

  • Hurts, MiracleDatum18.10.2013 10:01
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Allein, allein

    Eisiger Wind fegte über den menschenleeren Bahnsteig. Lea suchte hinter einer Anschlagtafel Schutz, aber es gab kein Entkommen. Ihr Mantel war viel zu dünn und die leichten Schuhe isolierten nicht gegen die Kälte, die unerbittlich ihre Beine hinauf kroch.
    Er würde kommen. Sie gingen fort, dorthin wo sie niemand suchte. Ein unkontrolliertes Zittern erfasste Lea. Sie schlug den Mantelkragen höher und trat auf der Stelle hin und her. Es nützte nichts. Immer tiefer drang die Kälte in ihren schlanken Körper vor. Schüttelte sie, sog ihr die Energie aus den Adern. Ergriff Besitz von ihr.
    Lea warf einen Blick auf die Bahnhofsuhr. So erbarmungslos die Kälte war, so lief die Zeit dahin. Nur noch fünf Minuten. Der Zeiger hopste von einem Minutenstrich zum Nächsten, während der Sekundenzeiger im Laufschritt die Runde drehte. Lea hörte das Rattern des Zuges. Sah die flackernden Lichter in der Dunkelheit.
    Er würde nicht kommen. Lea war allein. Ihr Herz erstarrt in den letzten endlosen Minuten der frostklirrenden Nacht. Gedanken rasten dahin. Allein, allein, allein. Der Rhythmus des Zuges auf den vibrierenden Schienen. Es war leicht. Allein, allein. Nur wenige Schritte, ein Schlag, übertönt vom Kreischen tonnenschweren Stahls.
    Er las es am nächsten Tag in der Zeitung. Sein eiskaltes Herz zerbrach allein.

  • Craig David & Sting, Rise and FallDatum18.10.2013 10:00
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Abschied

    Die Zeit ist gekommen
    Abschied zu nehmen
    Niemand ist Schuld
    Es ist das Leben

    Kommen und Gehen
    Frühling und Herbst
    Säen und ernten
    Geboren werden und sterben

    Wolken ziehen dahin
    Mein Herz ist schwer
    Euch zu verlassen
    Hätte ich noch eine Stunde

    Der Kampf ist vorüber
    Niemand ist Schuld
    Es ist das Leben
    Geleert bist zur Neige

    Gute Tage schlechte Tage
    Ich sah die Liebe
    Sah den Abgrund
    Stand wieder auf

    Der Kampf ist vorüber
    Ich gehe still
    Meine Liebe bleibt
    Für immer

    Einer der schönsten melancholischen Songs, die ich kenne.

  • ASAP, Fuckin ProblemDatum18.10.2013 09:58
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Sorry Schatz

    „Deine Ausreden sind mir scheißegal!“, schrie sie.
    „Jetzt wirst du emotional, Schatz“, sagte er lässig und schlug die Zeitung auf, „das Thema war gestern Abend schon durch.“
    „Wie bitte?! Ich hab dich mit deiner Tippse im Bett erwischt. Da bist du mir zumindest eine vernünftige Antwort schuldig.“
    „Du bist zu früh zurückgekommen.“
    Fassungslos sah sie ihn an. Ihre Finger krampften sich um die Kaffeetasse.
    „Soll das deine Entschuldigung sein?“, ihre Stimme überschlug sich.
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und blätterte zum Sportteil.
    „Warum antwortest du nicht? Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“
    Genervt blickt er von seiner Zeitung auf.
    „Du redest nicht du schreist.“
    „Dazu habe ich allen Grund.“
    Hart setzte sie die Kaffeetasse auf. Die heiße Flüssigkeit schwappte über. Sie konnte die Tränen nicht mehr herunterschlucken und schluchzte hörbar.
    „Oh, bitte – jetzt heul nicht. War doch nur Sex.“
    Sie kramte wortlos ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche.
    „Wir haben seit Wochen keinen Sex und das lag nicht an mir“, setzte er nach.
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    „Versuchst du mir das jetzt in die Schuhe zu schieben? Nur weil du deinen Schwanz nicht in der Hose lassen kannst?“
    „Ich brauche das und du weißt das auch. Also wunder dich nicht.“
    Er faltete die Zeitung zusammen, stand auf und steckte sie in seine Aktentasche.
    „Willst du sagen, ich hätte nur die Hosen runterlassen müssen und das wäre nicht passiert?!“
    „Denk drüber nach. – Sorry Schatz, ich bin spät dran, ich muss los.“
    Er nickte ihr zu und ging. Die Kaffeetasse verfehlte ihn um Haaresbreite.

    Eigentlich ist der Song nicht so meins, aber als ich ihn bei meiner Tochter hörte, fiel mir gleich etwas ein .

  • Mick Hucknall, Let me down easyDatum16.10.2013 10:13
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Lass dich gehen

    „Lass dich gehen.”
    Seine Samtstimme, so dicht an meinem Ohr, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, die bis in meinen Nacken stieg und mich kribbelig machte.
    „Nein. Bitte. Hier sind zu viele Menschen.“
    Ängstlich versuchte ich von ihm wegzurücken. Aber in dieser dicht gedrängten Menschenmenge war es schier unmöglich. Ich fühlte seine Hand auf meiner Hüfte.
    „Dann komm.“
    Ohne von meinem Widerspruch Notiz zu nehmen, zog er mich durch die wogende Menge, bis wir den Ausgang des Ballsaales erreicht hatten. Mit sanftem Druck lenkte er mich in eine Nische. Ich war gefangen zwischen seinem Körper und der kühlen Wand. Geschickt befreite er sich und mich mit der einen Hand von unseren Masken, während er mich mit der anderen fest an sich presste....

  • Emmelie De Forest, Only TeardropsDatum15.10.2013 13:00
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Nichts bleibt

    Nichts bleibt
    Von den Kämpfen
    Gewonnen und verloren
    Am Ende versinken
    Sie im Nebel
    Der Zeiten

    Meine Sehnsucht
    Lässt nicht los
    Das wildes Tier
    In meinem Innern
    Zerreißt die Fesseln
    Für eine Nacht mit dir

    Liebe kennt kein Nein
    Zahlt jeden Preis
    Ohne Gedanken
    An ein Morgen
    Vernunft verbrannt
    Von maßlosem Verlangen

    Ich breche alle Regeln
    Für die Liebe
    Ein Rausch
    Der in den Abgrund führt
    Und die Welt
    Verschwindet im Nichts

    Dunkelheit hüllt mich ein
    Alles geben
    Alles verlieren
    Nichts bereuen
    Nur die Tränen
    Die ich um uns weine

  • Craig David, Seven DaysDatum14.10.2013 14:37
    Thema von CaroSusi im Forum Monatsprojekte

    Tag für Tag

    Jeden Tag sehe ich ihn an meinem kleinen Laden vorbei gehen. Groß, dunkle Haare, teure Kleidung, Aktentasche. Ich weiß genau, um welche Uhrzeit er kommt. Kann ich ihn an einem Tag nicht sehen, fehlt mir etwas. Dieses Sehnen breitet sich in meinem Körper aus, wie ein Parasit. Ich weiß nicht warum oder warum gerade er. Es gibt zig Männer, die mir in Lauf meines Tages begegnen und dann gibt es da noch den Mann, mit dem ich zusammenlebe. Und doch kann ich an keinen anderen mehr denken. Dabei hat er mich nicht einmal bewusst wahrgenommen. Nur ein Mal habe ich durch Zufall in seine Augen gesehen.
    Es war einer dieser wolkenverhangene Schneetage, kalt und ungemütlich. Ich war spät aus dem Haus gekommen und musste den Weg im Laufschritt zurücklegen. Vor meinem Laden hatte sich auf einer Pfütze eine Eisschicht gebildet. Ich rutschte und hätte er mich nicht gehalten – er fing mich auf, ich nahm seinen Duft wahr, der sofort mein Gehirn infiltrierte. Sein Lächeln, die kleinen Fältchen, die sich um seine klaren blauen Augen bildeten, und seine samtig tiefe Stimme, die einen Widerhall in meiner Seele fand, säten eine Sehnsucht in meinen Körper, die ich kaum aushalten kann.
    Seit diesem Tag warte ich auf ihn. Jeden Morgen zur gleichen Zeit.

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